Westliche Smaragdeidechse (Lacerta Bilineata): Suche
Wer Informationen über Westliche Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) sucht, oder einfach nur schöne Fotos, ist hier richtig. Was als kleines Fotoprojekt begonnen hat, um mir während des Covid Lockdowns die Zeit zu vertreiben, ist mittlerweile zum online "Smaragdeidechsen-Lexikon" geworden, in dem der Suchende alles über die faszinierenden und wunderschönen Reptilien findet: Verbreitung, Ernährung, Habitat, Verhalten, Lebenserwartung und eine ausführliche Beschreibung der Art sowie Anekdoten über meine eigenen Erlebnisse und Beobachtungen. Und natürlich vor allem: viele, viele Fotos :-)
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- Eidechsen In Den Garten Locken: So Geht's
Eine Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), angelockt durch einem Holzhaufen in meinem Naturgarten Wer einen konventionellen Garten so umgestalten möchte, dass sich Reptilien wie Eidechsen und Schlangen - aber auch Insekten und viele andere Tiere - darin wohlfühlen, der muss eigentlich nicht viel tun. In der folgenden Fotostrecke zeige ich am Beispiel meines eigenen Gartens in 6 einfachen Schritten, wie man eine "Rasenwüste" in ein farbiges Naturparadies voller Leben verwandelt und Eidechsenhotels baut. Vor wenigen Jahren sah mein Garten im Tessin noch so aus: Garten mit flachem Rasen, welcher Reptilien und Insekten weder Nahrung noch Verstecke bietet Ein solcher Rasen wie auf dem Foto oberhalb ist für die meisten Reptilien eine Katastrophe. Gerade Eidechsen können sich auf den Rasenstoppeln nur mühsam fortbewegen und werden auf der offenen Fläche zur einfachen Beute für Katzen und Raubvögel. Aber es gibt auch keine Blumen, die mit ihrem Nektar Insekten - die Nahrung für viele Tiere im Gaten - anlocken. Mein 1. Schritt war es, den Rasen mitsamt den Wurzeln komplett zu entfernen. Um den Garten etwas reptilienfreundlicher zu gestalten, wäre dieser Schritt zwar nicht zwingend notwendig gewesen (man kann Holz- und Steinhaufen schliesslich auch direkt auf den Rasen legen), aber mein Ziel war ein Naturparadies voller Wildblumen und Kräuter, das auch für Insekten und eigentlich alle lokalen Wildtiere attraktiv sein würde. Zudem hatte ich schon mal den Versuch unternommen, den Rasen nur partiell zu entfernen, was vorübergehend auch erfolgreich war: https://de.lacerta-bilineata.com/post/schwalbenschwanz-papilio-machaon-in-den-garten-locken-tessin-schweiz - aber im Jahr darauf schon hatte das Gras alles wieder überwuchert. Wer sich wundert, wie es überhaupt zu diesem grässlichen Rasen im Garten kam, dem sei ebenfalls der Link oberhalb empfohlen. Der erste Schritt zum Naturgarten: die komplette Rasennarbe wurde entfernt Das Entfernen des Rasens habe ich Ende Februar vorgenommen, da ich genügend Zeit haben wollte, um Wildblumen anzusäen, die noch im selben Jahr blühen würden. Tip zum Vorgehen : mit dem Spaten einer Linie entlang in den Rasen stechen bis in die Tiefe der Rasenwurzeln (die Tiefe der Wurzeln lässt sich einfach überprüfen, indem man eine angestochenes Stück Rasen mal hochzieht - sie ist bei herkömlichen Rasensorten aber selten sehr tief). Die angestochene Fläche lässt sich dann oftmals wie ein Teppich mitsamt den Wurzeln "aufrollen", wodurch man sehr rasch vorwärtskommt. Nachdem der Rasen entfernt war, habe ich die Erde dort, wo dies nötig war, oberflächlich etwas mit einer Harke aufgelockert, um dem Saatgut eine etwas einfachere Keimung zu ermöglichen - das war Schritt 2. Anschliessend hab ich als 3. Schritt ein paar Wege angelegt, indem ich an den gewollten Stellen einfach die Erde flach getreten habe. Solche Wege sind hilfreich, wenn man - wie ich - gerne im Garten die Tiere beobachtet und fotografiert und sich dabei fortbewegen will, ohne die Pflanzen zu zertrampeln. Man könnte auch noch etwas Schotter auf diese Wege sträuen, ich hab jetzt vorerst mal darauf verzichtet (im Nachhinein hab ich mich aber etwas geärgert, dass ich die Wege so symmetrisch angelegt habe, weil dies überhaupt nicht nötig gewesen wäre). Diese Wege sind aber auch wichtig, da dort mehr Sonnenlicht einfällt, was gewisse Pflanzen brauchen; durch die unterschiedlichen Lichtverhältnisse bilden sich im Garten mit der Zeit dann automatisch unterschiedliche Mikroklimata mit entsprechend variierender Flora und Fauna. Aber auch Schlangen und Eidechsen benutzen gerne solche Wege; sowohl um sich zu Sonnen wie auch zur einfacheren Fortbewegung. Nach dem Festtreten der Wege, habe ich - und das war Schritt 4 - die Samen für die geplante Blumenwiese direkt auf die lockere Erde der verbleibenden Gartenpartien ausgesträut (Saatgut für einheimische Wildblumenmischungen sind mittlerweile in jeder grösseren Gärtnerei und sogar in vielen Supermärkten erhältlich). Wildblumensamen brauchen keine weitere Hilfe zum Keimen, aber natürlich treiben sie schneller aus, wenn die Erde etwas feucht ist und die Temperaturen mild sind. Grundsätzlich ist vor allem Geduld angesagt. Steinhaufen bieten Eidechsen und Schlangen ideale Verstecke, sie sonnen sich darauf aber auch gern Auf dem Bild oben ist es Anfang Mai; es sind also etwas mehr als zwei Monate seit der Aussaat vergangen, und man sieht, dass die Wildblumen gekeimt haben (die grösseren sichtbaren Pflanzen - es handelt sich unter anderem um Schwertlilien, Phlox, Rosmarin, Lavendel, Feldskabiosen und Margheriten - wachsen schon seit Jahren im Garten; die hatte ich nicht entfernt). Schritt 5 bestand darin, dass ich jede Menge Steine in den Garten gebracht habe. Mit diesen habe ich eine natürliche Grenze zwischen der geplanten Wildblumenwiese und den schon vorhandenen Gartenblumen geschaffen. Die Steine und Steinhaufen sind allesamt so angelegt, dass es unter und zwischen ihnen viele Hohlräume gibt, in welchen sich Reptilien verstecken können. Flache Steine eignen sich für solche "Eidechsenhotels" besonders gut, denn wenn man sie schräg gegeneinander stellt, entstehen darunter ideale Verstecke, die für Schlangen und Eidechsen wie kleine Tunnels funktionieren. Gerade Eidechsen sonnen sich aber auch sehr gern auf solchen Steinen. Zudem sorgen sie wie die Wege für offene Flächen im Garten, wo mehr Sonnenlicht einfallen kann. Die Wildblumenwiese wächst... Wieder sind etwa 3 Wochen vergangen; das Bild oben stammt von Ende Mai. Wie man sieht, wachsen die Pflanzen, während die Wege frei bleiben. In der Zwischenzeit habe ich als 6. Schritt auch noch mehrere kleine Baumstrünke in den Garten gebracht. Holz hat gerade im Frühjahr und im Herbst gegenüber Stein den Vorteil, dass es sich rasch erwärmt, weswegen Reptilien es während der kühlen Jahreszeiten zum Sonnen bevorzugen. Aber zusammen mit dem Steinhaufen bieten diese Holzstrünke den Reptilien in meinem Garten auch erhöhte Positionen, von wo aus sie ihre Umgebung beobachten können. Eidechsen sind sehr territorial, und solche "Aussichtsplätze" bilden oftmals wichtige Fixpunkte in ihrem Revier, welche sie gegen Rivalen verteidigen. Im nächsten Bild habe ich diese Stellen extra hervorgehoben: Auf dem Foto sind vier besonders beliebte Wurzelstrünke und Steinhaufen in meinem Naturgarten eingezeichnet Im Laufe des Jahres zogen mehrere Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) in den Garten ein, und ein Männchen nutzte ab August genau diese 4 Fixpunkte (siehe Bildstrecke unten). Es ist wichtig zu erwähnen, dass es in der Umgebung rund um meinen Garten schon immer Smaragdeidechsen gab, jedoch waren sie während der Zeit der "Rasenwüste" nicht mehr in meinen Garten anzutreffen. Die Kombination von vielen Katzen in der Nachbarschaft und den fehlenden Versteckmöglichkeiten in meinem Garten war für die Tiere tödlich. Kaum hatte ich aber den Rasen komplett entfernt und Holz- und Steinhaufen für die Reptilien angelegt, ging es nicht lange, bis die Eidechsen - und auch Schlangen - den Garten wieder besiedelten. Somit haben in meinem Fall die geschilderten 6 Schritte genügt, um aus meinem Garetn ein Habitat für diese faszinierenden und wunderschönen Tiere zu erschaffen. Voraussetzung dafür war aber, dass es in dem Gebiet rund um meinen Garten noch Reptilienpopulationen gab, was leider an vielen Orten nicht mehr gegeben ist. Die Nummern der Standorte auf den nachfolgenden Bildern beziehen sich auf das Foto oben: Smaragdeidechsenmännchen sonnt sich auf Baumstrunk Nr.1 Nahaufnahme desselben Männchens, wie es sich auf Baumstrunk Nr.1 sonnt Baumstrunk Nr.2 ist ebenfalls beliebt bei Herr Smaragdeidechse Und auch Baumstrunk Nr. 3 wurde von den Eidechsen gerne in Beschlag genommen... Und auch der Steinhaufen (Nr. 4) wurde zur "Eidechsenburg" Auch den unteren Teil des Gartens habe ich mit Baumstrünken, Holzhaufen und Steinhaufen reptilienfreundlich gestaltet. Wichtig zu erwähnen: Über den ganzen Garten verteilt sollten Versteckmöglichkeiten für Reptilien nicht zu weit auseinander liegen, damit sich die Tiere nie allzuweit ungeschützt über offene Flächen bewegen müssen. Beim Anlegen der Sonnenplätzchen und Verstecke habe ich zudem darauf geachtet, wo in meinem Garten jeweils schon früh am Morgen und auch noch Abends die Sonne hinscheint. Dieses Vorgehen hat sich bewährt; bald schon konnte ich Schlangen und Eidechsen mit den ersten - und den letzten - Sonnenstrahlen in meinem Garten beobachten. Ein Holzhaufen an einer Stelle mit Morgensonne Derselbe Holzhaufen wie auf dem Bild oben in der Morgensonne, aber etwas später im Jahr, mittlerweile von mehr Pflanzen umwuchert und mit einem Gast: eine junge Zornnatter (Hierophis viridiflavus) sonnt sich darauf In dieser Ecke des Gartens hat es jeweils am meisten Abendsonne, weswegen ich auch hier einen Wurzelstrunk sowie Holzhaufen und Steine hingelegt habe Dieselbe Stelle Ende Mai, nun mit etwas mehr Pflanzenbewuchs (wer genau hinschaut, sieht ein rotes Gefäss mit Wasser versteckt unter der Wurzel; gerade Smaragdeidechsen trinken sehr gern, wenn es länger heiss und trocken ist, daher empfiehlt es sich, ihnen eine Trinkgelegenheit anzubieten) Und hier ist nochmals derselbe Wurzelstrunk, nun mit einem Smaragdeidechsenmännchen, das sich sonnt Und hier noch eine Nahaufnahme desselben Männchens Das ganze Jahr über konnte ich Schlangen und Smaragdeidechsen in meinem Naturgarten beobachten, aber auch viele weitere Tiere - besonders Insekten und Vögel - kamen auf Besuch. Insbesondere Hummeln, Bienen und Schmetterlinge freuten sich über die Vielzahl von unterschiedlichen Blütenpflanzen, denn die Wildblumen entwickelten sich fantastisch, wie die nachfolgende Fotogalerie zeigt: Wer Freude an der Natur hat, dem kann ich nur empfehlen, es mir gleich zu tun, und seinen Garten in ein farbiges Paradies für Wildtiere zu verwandeln. So weit es mich betrifft, bin ich sehr zufrieden mit dem Resultat :-)
- Grosse Spinne Im Haus: Giftig Und Gefährlich?
Eine grosse, giftige Spinne: die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana), hier mit gut sichtbaren Giftklauen Falls Sie eine grosse, unbekannt aussehende Spinne in ihrem Haus gefunden haben und sich nun fragen, ob diese giftig und gefährlich ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ gross, dass es sich nicht um eine tödliche "Bananen-Spinne" aus den Tropen handelt, vor deren Biss Sie sich tatsächlich fürchten müssen (obwohl man natürlich nie ganz sicher sein kann ;-). Die Erklärung für die Anwesenheit ihres achtbeinigen Besuchers ist vermutlicht nicht ganz so spektakulär. Immer häufiger sind grosse Spinnen wie zum Beispiel die Schwarzbäuchige Tarantel (Hogna radiata) oder die Nosferatu-Spinne (Zoropsis Spinimana) auch in unseren nördlichen Breitengraden im Haus anzutreffen. Natürlich sind diese aus Südeuropa eingewanderten Arachniden wie alle Spinnen giftig, allerdings geht von ihnen für Menschen keinerlei Gefahr aus (höchstens für Allergiker, wobei die sich grössere Sorgen um einheimische Tiere wie Bienen oder Wespen machen müssen). Eine Tarantel bei uns im Norden: Die Schwarzbäuchige Tarantel (Hogna radiata) stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist nun jedoch schon bis in die Schweiz vorgestossen Grosse Spinnen wie die oben genannten können mit ihren Giftklauen - den Cheliceren - die menschliche Haut durchdringen, das gilt aber auch für einige der grösseren einheimischen Arten wie z.B. Eratigena atrica (die Grosse Winkelspinne), die ebenfalls häufig in unseren Häusern anzutreffen ist. Ein Biss dieser Spinnen kann kurz schmerzhaft sein und zu einer vorübergehenden Rötung der Haut an der betroffenen Stelle führen, aber wie gesagt ist dies nicht gefährlich. Zudem sind diese Spinnen nicht aggressiv, und sie beissen nur, wenn man sie provoziert (und oftmals nicht mal dann). Vor allem sind es Nützlinge, die unsere Häuser von allerlei lästigen Insekten fernhalten. Die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) sieht aus wie eine Wolfspinne, sie gehört aber zu den Kräuseljagdspinnen Es bedarf wohl auch einer Klärung, was eine "echte" Tarantel ist, da die Bezeichnung je nach Land und Sprache oftmals unterschiedlich verwendet wird. Streng genommen existiert nämlich nur eine Tarantel, nämlich Lycosa tarantula: die Apulische Tarantel. In der Region Apulien wurde diese grosse Wolfspinne als "Tarantola" (nach der Stadt Tarent) bezeichnet. Vermutlich gelangte diese Bezeichnung durch italienische Einwanderer nach Amerika, von wo aus der Name den Rest der Welt eroberte. Heutzutage werden in der englischsprachigen Welt alle Spinnen aus der Familie der Vogelspinnen (Theraphosidae) als "Tarantula" bezeichnet, während im Deutschen, Italienischen und im Französischen grosse Spinnen aus der Familie der Wolfspinnen (Lycosidae) oftmals als "Taranteln" bezeichnet werden (die Nosferatu-Spinne sieht zwar aus wie eine Wolfspinne, sie gehört aber zu einer eigenen Familie, jener der Kräuseljagdspinnen). Im Spanischen ist es sogar noch etwas komplizierter, da je nach Kontinent der eine oder der andere Begriff verwendet wird: in Europa wird die Bezeichnung "Tarantel" auch für Spinnen aus der Familie der Lycosidae verwendet, während in der Neuen Welt fast nur Spinnen der Theraposidae als Taranteln bezeichnet werden). Die Fotos wurden alle in meinem Garten im Tessin in der Schweiz aufgenommen (die Spinnen habe ich aber im Haus gefunden; bevor ich sie wieder in die Freiheit entliess, mussten sie noch für ein kurzes Foto-Shooting hinhalten :-) Eine Schwarzbäuchige Tarantel beim Putzen der Cheliceren
- Die Schlange, Die Beisst: Die Gelbgrüne Zornnatter (Hierophis Viridiflavus)
Die Schlange, die am ehesten zubeisst: die Gelbgrüne Zornnatter Die "aggressivste" Schlangenart in Europa - in dem Sinne, dass sie im Vergleich zu anderen hier heimischen Arten etwas eher dazu neigt, Menschen zu beißen oder anzugreifen, wenn man ihr zu nahe kommt - ist wohl die Zornnatter (Hierophis viridiflavus). Diese große Natternart kann in seltenen Fällen bis zu zwei Meter lang werden und wenn sie sich bedroht fühlt, zeigt sie sich ziemlich "beissfreudig" - das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass diese Schlange wie alle europäischen Nattern völlig harmlos ist; sie ist zudem extrem scheu und hat eine wunderschöne Zeichnung ("gelbgrün" ist sie zwar nicht, ausgewachsene Tiere sind vorwiegend schwarzgelb, und es existiert auch die melanistische bzw. vorwiegend schwarze Unterart Hierophis viridiflavus carbonarius). Zudem ist es wichtig zu erwähnen, dass Schlangenbisse in Europa im Allgemeinen höchst selten sind. Wehrhaft aber ungefährlich: die Gelbgrüne Zornnatter Die Aussage, dass die Zornnatter etwas eher dazu neigt, zu beissen, als andere Schlangen, bedeutet also nicht, dass solche Vorfälle häufig sind: sie sind im Gegenteil extrem rar und in den allermeisten Fällen zweifellos durch den Menschen provoziert. Unsere einheimischen Arten beissen nur, wenn sie Todesangst haben und sich verteidigen wollen, und dasselbe gilt auch für die Zornnatter. Erst vor kurzem wurde entdeckt, dass einige Zähne im hinteren Kieferbereich von Zornnattern leicht giftig sind (was wahrscheinlich der Grund ist, wieso diese Spezies beim Zubeissen auf der von ihr gebissenen Stelle geradezu "herumkaut"; mit diesem Vorgehen versucht sie anscheinend, die hinteren Zähne in ihr Opfer oder ihren Feind zu bekommen). Das Gift ist für den Menschen jedoch nicht gefährlich; tatsächlich ist ein Biss der Zornnatter in der Regel aufgrund ihrer winzigen Zähne und der relativ geringen Bisskraft nicht einmal schmerzhaft. Zu Angriffen auf Menschen kommt es entweder, wenn die Schlange überrascht wird und der Mensch ihr bereits so nahe ist, dass sie nicht mehr ans Fliehen denkt, oder wenn sie in die Enge getrieben wird und keinen Ausweg sieht. Eine junge Zornnatter beim Sonnenbad auf meiner Gartenmauer Was die Art zur „aggressivsten“ in Europa macht (das Wort steht in Anführungszeichen, weil keine europäische Schlangenart mit gutem Gewissen als aggressiv bezeichnet werden kann), ist eine faszinierende Charaktereigenschaft, die der Zornnatter auch ihren Namen eingetragen hat. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schlangenarten in Europa, die Menschen erst angreifen, wenn man ihnen extrem nahe kommt oder sie berührt (und häufig nicht mal dann), sind Zornnattern etwas weniger "pazifistisch". Besonders bei grösseren Exemplaren kann es sein, dass auch schon eine Distanz von zwei Metern als zu nah empfunden wird und die Schlange in den Verteidigungsmodus übergeht, anstatt zu fliehen. Eine solche Begegnung kann einem schon einen Schreck einjagen, denn die Zornnatter zischt und "faucht" dann laut und richtet sich auf, um größer zu erscheinen - aber wie bereits erwähnt, stellt sie keine Gefahr für den Menschen dar. Wenn man sich zurückzieht und ihr die Möglichkeit gibt, zu fliehen, wird sie diese dankbar nutzen und eine Konfrontation vermeiden. Trotz ihres etwas "streitlustigen" Charakters, sollte man sich glücklich schätzen, wenn man eine Zornnatter sieht, denn das hochsensible Reptil spürt die durch unsere Schritte verursachten Vibrationen im Boden und versteckt sich normalerweise, bevor man nah genug ist, um es zu entdecken. Die Zornnatter ist übrigens die schnellste Schlange Europas - sie kann eine Geschwindigkeit von 11 km/h erreichen - und ist eine unglaublich wendige Jägerin, die auch hervorragend klettern kann. Sie ernährt sich bevorzugt von Eidechsen, erbeutet aber auch andere kleine Wirbeltiere wie Vögel, Nagetiere und Amphibien (und in seltenen Fällen sogar Fische). Die Art kommt in Andorra, Kroatien, Frankreich, Griechenland, Italien, Malta, Slowenien, Spanien, Luxemburg und der Schweiz vor. Die Fotos habe ich alle in meinem Garten im Tessin in der Schweiz gemacht. Für mich ist es eine grosse Freude, dass diese wunderschönen Tiere hin und wieder meinen Garten besuchen, und ich bemühe mich aktiv darum, meinen Garten reptilienfreundlich zu gestalten (lesen sie dazu auch folgenden Post: https://de.lacerta-bilineata.com/post/eidechsen-in-den-garten-locken ). Denn leider sind in Europa die meisten Reptilienarten bedroht, weil wir ihren Lebensraum zerstören. Eine Gelbgrüne Zornnatter sonnt sich auf einer Wurzel in meinem Garten
- Der Eichelhäher (Garrulus Glandarius): Der Vogel Mit Den Blauen Flügeln Demonstriert Seine Schlauheit
Der Eichelhäher: ein äusserst schlauer Rabenvogel Der Eichelhäher gehört zu den Rabenvögeln, und wie die meisten Vertreter dieser Familie, ist er äusserst intelligent. In meinem Garten hatte ich die Gelegenheit, das Verhalten des listigen Gesellen über einen längeren Zeitraum zu studieren, und was ich sah, war mehr als nur beeindruckend: es war schlicht genial! Dieser Vogel gehört vermutlich zu den schlausten Tieren der Welt. Er kann jedes Geräusch imitieren - zum Besipiel "benützt" er das Fauchen von Katzen oder den Schrei eines Raubvogels um andere Vögel von der Futterstelle zu verjagen (beides habe ich meinem Garten beobachten können) - und zahme Exemplare lernen auch sprechen, wie Youtube-Videos belegen. Die folgende Anekdote aus meinem Garten vermittelt die unglaubliche Cleverness dieser wunderschönen Vögel besonders anschaulich und ist für Hobby-Ornithologen und Naturfotografen vielleicht von Interesse. Es begann damit, dass ich im Januar 2023 die Idee hatte, den kleinen Holzschuppen in meinem Garten als Versteck zu benutzen, um Vögel zu fotografieren. Zu dem Zweck machte ich ein kleines Loch in die Holzwand des Schuppens, gerade gross genug, dass ich mit der Kamera hindurchfotografieren konnte. Die Vögel konnten weder mich noch die Kamera sehen (höchstens allenfalls das Glas der Linse), und zirka zwei Meter von meinem Guckloch entfernt positionierte ich im Garten einen schweren Holzblock, auf welchen ich Sonnenblumenkerne und Nüsse legte. Der Futterplatz befand sich direkt unter meinem Feigenbaum, dessen Äste den Vögeln eine ideale Anflugstelle boten, und schon bald kamen sie in Scharen. Innert kürzester Zeit gelang es mir, die meisten der gefiederten Besucher meines Gartens aus nächster Nähe und in perfektem Detail zu fotografieren (Kleiber, Heckenbraunelle, Hausrotschwanz, Kohl-, Blau-, Tannen- und Sumpfmeise und viele mehr) - aber ein besonders schöner Vogel machte nicht mit. Sie haben es bereits erraten: es war der Eichelhäher. Der stets misstrauische "Wächter des Waldes" - wie der kluge Vogel wegen seines lauten Warnens vor menschlichen Eindringlingen im Wald auch genannt wird - hatte offensichtlich kapiert, dass man bei meinem Futterplatz aus nächster Nähe beobachtet wurde, und das passte ihm ganz und gar nicht. Ich wollte ihn aber unbedingt fotografieren: mit seinen prächtigen blauen Flügeln war er einfach ein zu gutes Motiv - er weigerte sich jedoch standhaft, zu kooperieren. Der Eichelhäher landet auf einem Holzscheit beim Futterplatz (Frühling 2023) Es war mehr als nur frustrierend, und mit der Zeit wurde das begehrte Eichelhäherfoto regelrecht zu meiner Obsession, ohne dass ich dem Erfolg auch nur einen Millimeter näher gekommen wäre. Mehr als einmal konnte ich vom Haus aus durchs Fenster hindurch beobachten, wie Herr Häher auf einen Ast des Feigenbaums direkt über dem "Vogel-Buffet" flog, das Menü kurz inspizierte, dann einen kritischen Blick auf den Holzschuppen warf, und gleich wieder wegflog. Ich nehme an, dass er irgendwann gleich zu Beginn das verdächtige Kamerageräusch gehört hatte - oder er sah mich beim Betreten des Gartenschuppens; auf jeden Fall waren ihm die Samen und Nüsse das Risiko nicht wert, und wahrscheinlich gab es in der Nähe auch weitere Futterstelllen mit demselben kulinarischen Angebot, wo keine Paparazzis lauerten. Ich versuchte ihn auch mit anderen Delikatessen anzulocken: Apfelschnitze, Rosinen, die unterschiedlichsten Nüsse und vieles mehr bot ich Herrn Häher, dieser jedoch machte auf stur und schlug sämtliche meiner Leckerein aus. Ich bin mir bewusst, dass nicht jeder Vertreter der Spezies Garrulus glandarius so kompliziert und fotoscheu ist, aber meiner war eine regelrechte Diva, und verlangte offensichtlich das VIP (oder eher VIB - für Very Imortant Bird ;-) Treatment. Den ganzen Winter über hatte ich kein Glück mit dem Eichelhäher, aber im Frühling versuchte ich es erneut. Als Landei war ich neben vielen Obstanlagen aufgewachsen, und daher wusste ich, dass Kirschen für diese Vögel nahezu unwiderstehlich sind. Als es im Mai endlich die ersten importierten Kirschen in den Läden gab schlug ich sogleich zu, denn das Timing musste passen. Sobald nähmlich die vielen Kirschbäume rund um mein Dorf ebenfalls reife Früchte bieten würden - und das dauerte nicht mehr lange - gab es für den Häher keinen Grund mehr, für seine Leibspeise extra in meinen Garten zu kommen. Ich hatte somit nur ein kurzes Zeitfenster, um mein Wunschmotiv mit Kirschen anzulocken. Ich legte die Früchte auf den Holzblock, und die ersten 2 Tage passierte erst mal gar nichts; ich sammelte die Kirschen jeweils am Abend wieder ein und legte sie in den Kühlschrank, um sie am Folgetag wieder auszulegen. Auch die anderen Vögel im Garten interessierten sich überhaupt nicht für das Obst, was mich etwas überraschte - allerdings habe ich keine Amseln und Drosseln im Garten, sondern ausschliesslich kleinere Vögel, die auf Samen und Nüsse spezialiert sind. Eichelhäher in meinem Garten (Frühling 2024) Der Eichelhäher hatte die Kirschen aber sehr wohl entdeckt - ich hörte ihn jeweils auch in der Nähe aufgeregt rufen - aber der vorsichtige Vogel beobachtete zuerst von einer sicheren Warte aus, ob diese Leckerbissen ganz koscher waren. Erst als er wirklich von deren Harmlosigkeit überzeugt war, schritt er - mit grosser Zurückhaltung und einer präzisen Strategie folgend - zur Tat. Am dritten Tag fehlte bei meiner abendlichen Inspektion des Futterplatzes eine einzige Kirsche, tags darauf deren zwei, und schliesslich verschwanden jeweils 4 bis 5 Früchte pro Tag. So weit so gut; mein Plan schien zu funktionieren - es gab nur einen Haken. Ich sah den Kirschendieb nämlich nie. Anfangs war ich absichtlich nicht mehr in den Gartenschuppen gegangen, weil ich den Eichelhäher in Sicherheit wiegen wollte, aber ab dem 5. Tag war ich immer wieder im Schuppen auf der Lauer, ohne den Vogel ein einziges Mal vor die Linse zu bekommen, und auch vom Haus aus sah ich ihn nie. Etwa eine Woche lang wiederholte sich dasselbe Szenario: irgendwann während des Tages - allerdings jedesmal um eine andere Tageszeit - verschwanden die Kirschen; immer 4-5 Stück, und immer innert eines Zeitfensters von ca. 10-15 Minuten (dies konnte ich abschätzen, weil ich den Holzblock in regelmässigen, relativ kurzen Abständen kontrollierte), und ausnahmslos zu einem Zeitpunkt, wenn ich nicht im Schuppen war und auch vom Haus aus nicht durchs Fenster schaute. Es war offensichtlich, dass der Eichelhäher die Futterstelle, das Haus und den Schuppen observierte - eine andere Erklärung gab es nicht. Wahrscheinlich positionierte er sich auf einem hohen Baum ausserhalb meines Gartens, von wo aus er mich durch die Fenster hindurch im Haus beobachten konnte, während ich ihn nicht sah. Es war zum Verrücktwerden: Die Akribie und die Heimlichkeit, mit welchen der listige Vogel seine Aktionen plante und ausführte, waren fast schon unheimlich. Er mochte ja eine Diva sein, aber Herr Häher zeigte eine beeindruckende Diszplin: hatte er einmal seine tägliche "Quote" von maximal 5 Kirschen erreicht, kam er nicht mehr zurück, und die restlichen Früchte blieben bis zum Abend auf dem Holzblock liegen. Meine Lage - mindestens aus fotografischer Sicht - war verzweifelt: wenn ich nicht bereit war, den Futterplatz ununterbrochen zu beobachten oder eine Wildkamera zu installieren, würde ich nicht mal eine Schwanzfeder des prächtigen Vogels sehen, so viel war klar. Doch dann hatte ich eine Idee. Dazu muss man wissen, dass ich meine Fotos möglichst natürlich aussehen lassen wollte - ohne sichtbares Vogelfutter im Bild - daher hatte ich von Anfang an drei ästhetisch verwitterte Holzscheite in einer Art Dreieck auf den Futterblock gelegt, und Samen, Nüsse und Kirschen immer in deren Mitte versteckt (etwas unehrlich, zugegeben, aber in der Liebe und in der Fotografie sind alle Tricks erlaubt ;-) Der schlaue Eichelhäher in meinem Garten (Frühling 2024) Dies bedeutete aber auch, dass ich vom Haus aus durchs Fenster nur die Holzscheite sehen konnte und somit nie mitbekam, wann die erste Kirsche verschwand. Am nächsten Tag legte ich nun jedoch eine einzelne Kirsche gut sichtbar auf eines der Holzscheite - den Rest versteckte ich wie immer dazwischen. Dann ging ich zurück ins Haus; ich machte es mir auf dem Sofa mit dem Laptop bequem und wartete. Immer mal wieder drehte ich den Kopf zum Fenster um zu sehen, ob die Kirsche noch da war. Nach etwa zwei Stunden war es endlich soweit: gerade noch hatte ich ihre Silhouette klar gesehen - und nun war die Kirsche verschwunden. Ich sprang augenblicklich vom Sofa auf und schlich mich aus dem Haus und in den Schuppen, wo meine auf dem Stativ montierte Kamera bereits auf mich wartete. Ich konnte mich kaum halten vor Aufregung und spürte das Adreanlin: ich hatte keine Ahnung, ob mein Plan aufgehen würde (ich wusste ja nicht mal mit Sicherheit, ob wirklich der Eichelhäher die Kirschen holte). Die Logik hinter meiner Idee war die folgende: während der heimliche Kirschendieb damit beschäftigt war, seine "Beute" irgendwo in der Nähe, vermutlich in einem Baum oder Gebüsch, zu verspeisen, war er vielleicht genügend abgelenkt, dass ich in der Zeit unbemerkt in den Schuppen gelangen konnte (dieser liegt gleich gegenüber der Haustür, somit konnte ich ihn bequem innert Sekunden erreichen). Die Spannung war fast unerträglich. Es war heiss, und Schweiss begann mir von der Stirn in die Augen zu laufen, aber ich getraute mich nicht, mich zu bewegen, weil ich überzeugt war, dass der Häher das Rascheln meiner Kleider hören würde. Ich schaute gebannt durch den Sucher, steif wie eine Statue und mit zusammengekniffenen, brennenden Augen, für eine gefühlte Ewigkeit (tatsächlich waren es höchstens 2 Minuten), als der Meisterdieb wie aus dem Nichts auftauchte: wie ein Zaubertrick von David Copperfield stand er plötzlich auf einem der Holzscheite. Der misstrauische Eichelhäher versucht, den nervigen Fotografen zu entdecken (Frühling 2023) Und ja, es war tatsächlich der Eichelhäher: und mit seinem rostroten Gefieder und den leuchtend blauen Flügelseiten sah er einfach nur fantastisch aus! Er machte ein rasche Bewegung mit dem Kopf - dann war er weg. Ich war fassungslos. Alles hatte sich so schnell abgespielt, dass ich nicht mal versucht hatte, mein lang ersehntes Wunschmotiv zu fokussieren - ich stand einfach nur da, beinahe unter Schock. Ich hatte nicht die geringste Chance gehabt, ein Foto zu schiessen. Eine Minute später, während ich noch damit beschäftigt war, mich zu verwünschen, tauchte er wieder auf; ich fummelte an meiner Kamera herum - er war bereits schon wieder weg, bevor ich auch nur die Richtung des Objektivs anpassen konnte. Jetzt begann ich, laut zu fluchen - vor lauter Frust konnte ich einfach nicht anders - aber dem Eichelhäher schien das egal zu sein: während der nächsten paar Minuten kam er noch zwei weitere Male zurück, und alles, was ich am Ende vorweisen konnte, war ein perfekt fokussiertes Foto der Holzscheite - allerdings ohne Vogel. Ich hoffte inständig, er würde nochmal auftauchen, aber er kam nicht mehr; er hatte sich seine üblichen fünf Kirschen geholt, und somit war sein Angriff aufs Buffet für den Tag beendet. Trotz meiner immensen Enttäuschung und meinem Ärger (vor allem über meine eigene Unfähigkeit) war ich extrem beeindruckt: Die Geschwindigkeit, mit welcher mein Gegenspieler seinen Beutezug durchgeführt hatte, war unglaublich. Kein Wunder, hatte ich ihn nie gesehen! So, wie ich normalerweise Tiere fotografiere - ich mache jeweils Einzelaufnahmen und ziele präzise auf die Augen beim Fokussieren - würde ich nie zum Erfolg kommen, das war mir nun klar. Ich musste in den Auto-Modus wechseln und auf Serienaufnahme schalten, in der Hoffnung eines der Bilder würde am Ende scharf genug herauskommen. Am nächsten Tag versuchte ich die neue Strategie, und glücklicherweise funktionierte der Trick mit der einzelnen exponierten Kirsche erneut: kaum sah ich durchs Fenster, dass sie verschwunden war, schlich ich mich wieder in den Schuppen, anscheinend unbemerkt. Und wie am Vortag erschien und verschwand der Meisterdieb so unerwartet schnell, dass ich nicht dazu kam, ihn zu fotografieren. Auch seine nächste Attacke aufs Buffet war zu schnell für mich, aber als er das dritte Mal zurückkam, passte endlich mein Timing: ich zielte und hielt den Finger auf dem Drücker, als würde ich ein Maschinengewehr bedienen, und das Geräusch meiner Schnellfeuer-Salve -"Trrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...!" - klang leider auch entsprechend. Duch den Sucher konnte ich sehen, wie sehr das laute Serienklicken den Eichelhäher irritierte - interessanterweise schien ihn dieses Geräusch viel mehr zu stören, als mein Gefluche vom Vortag - in dem Moment war mir dies jedoch egal (wofür ich mich als Naturfreund schäme); ich war komplett im "Jagdmodus", und alles, was zählte, war meine "Trophäe". Diesmal kam der Häher nicht mehr zurück, um sich eine fünfte und letzte Kirsche zu holen, aber ich war mehr als happy: ich war mir sicher, dass ich ihn erwischt hatte. Mit vor Aufregung zittrigen Fingern kontrollierte ich die Aufnahmen. Meine Euphorie löste sich augenblicklich in Luft auf. Selbst auf dem kleinen Monitor der Kamera war deutlich zu sehen, dass die Fotos komplett unbrauchbar waren. Die besten waren völlig unscharf, die schlechtesten ein undefiniertes, verwischtes Durcheinander. Ich war fassungslos. In dem Moment hätte ich die Kamera (und mich selbst) am liebsten gegen die nächste Wand geschmissen. Es stand nun schon mindestens 3:0 für den Häher: der Vogel hatte mich auf jeder Ebene ausgespielt, und ich war mit meinem Latein am Ende. Nochmals den Serienbildmodus zu versuchen machte keinen Sinn; einerseits hatte ich Angst, den Häher damit zu verscheuchen, andererseits war ich zu unerfahren und ungeschickt dafür, und die Resultate würden sich kaum verbessern. Der Eichelhäher merkt, dass er fotografiert wird (Frühling 2023) Ich war mir gewohnt, Reptilien, Rehe und Schmetterlinge zu fotografieren, und im Vergleich zu diesem blitzgeschwinden Satan bewegten die sich geradezu im Schneckentempo. Ich brauchte mehr Zeit; nur schon ein paar Sekunden hätten genügt, aber der schlaue Vogel würde mir die nie geben, das war gewiss. Doch dann kam mir ein Gedanke. Plötzlich wusste ich, wie ich vielleicht eine extra Sekunde (oder zwei) mit dem flinken Kirschenliebhaber herausholen konnte. Am nächsten Morgen legte ich wieder eine einzelne Kirsche auf eines der Holzscheite, aber die übrigen Früchte - diejenigen in der Mitte des "hölzernen Dreiecks" - bedeckte ich nun mit dünnen Zweigen. Nicht komplett, die Kirschen mussten ja gut sichtbar bleiben, aber es waren genug Zweige, dass der Eichelhäher sich nicht mit einer einzigen Bewegung eine Kirsche Schnappen konnte: zuerst musste er die Hindernisse aus dem Weg räumen. Ich ging zurück in Haus und legte mich aufs Sofa neben dem Fenster, dann begann das Warten. Der Eichelhäher kam nicht. Den ganzen Tag über schaute ich regelmässig aus dem Fenster, aber die Silhouette der Kirsche war immer klar zu sehen. Ich befürchtete schon, das laute Geräusch der Kamera am Vortag hätte den Vogel endgültig vergrault und machte mich langsam mit dem Gedanken vertraut, dass es einfach nicht sein sollte: ab einem gewissen Zeitpunkt musste ich der Realität ins Auge schauen. Doch dann, irgendwann am späten Nachmittag, war die Kirsche plötzlich weg. 10 Sekunden später war im Schuppen - und ready. Wenn ich nicht so angespannt gewesen wäre, hätte ich über den verdutzten Gesichtsausdruck des Eichelhähers lachen müssen, als er auf einem der Holzscheite landete: anscheinend hatte er die Zweige vorhin noch nicht bemerkt gehabt. Aber sein kurzes Zögern war alles, was ich brauchte - "Klick!" - und mein erstes Bild war im Kasten. Er hörte das Geräusch und schaute direkt in die Kamera - "Klick!" - und das war mein zweites Foto, das den überraschten Ausdruck auf seinem Gesicht perfekt einfing (beide Bilder vom Frühling 2023 seht ihr oberhalb). Der kluge Vogel brauchte jedoch gerade mal zwei Sekunden, um sich auf die neue Situation einzustellen: mit einer einzigen Schnabelbewegung räumte er die Zweige beiseite und schnappte sich eine Kirsche - "Klick!" - und das war mein drittes Foto (das ihr gleich am Anfang dieses Blog-Posts gesehen habt), und schon war er wieder weg. Aber er hatte sehr wohl gemerkt, dass er fotografiert wurde, und es passte ihm überhaupt nicht. Sein Gesichtsausdruck war unmissverständlich gewesen: er sah aus wie Sean Penn, wenn er ein Rudel Paparazzis sieht. Ich hingegen jubelte: es hatte endlich geklappt (und ein kurzer Check auf dem Monitor bestätigte dies) - ich hatte drei akzeptable Fotos! Der Trick mit den Zweigen hatte mir tatsächlich die benötigten Zusatzsekunden verschafft. Der Eichelhäher sieht die Kirsche unter den Zweigen (Frühling 2023) Und schon hat der listige Eichelhäher die Aufgabe gelöst und sich seine Belohnung geschnappt (Frühling 2023) "Ende gut, alles gut", wie man so schön sagt, und wenn die Anekdote (oder eher das Epos ;-) von meiner "Schachpartie" gegen den Eichelhäher hier enden würde, dann könnte man definitv von einem Happy-End sprechen. Schliesslich hatte ich zu guter Letzt über den listigen Vogel triumphiert und konnte meine begehrten Fotos machen. Aber die Geschichte hat noch einen Nachtrag, der es verdient, erzählt zu werden (und wenn ihr schon bis hierhin gekommen seid, könnt ihr den Rest ja auch noch lesen ;-) Am nächsten Tag konnte ich die Strategie mit der einzelnen Kirsche und den Zweigen nochmals erfolgreich anwenden, und dann - nie mehr. Am übernächsten Tag war die Kirsche am Abend immer noch auf dem Holzscheit, und so nahm ich an, der Eichelhäher sei nicht gekommen. Als ich aber zum Holzblock ging, um die Früchte wieder einzusammeln, erlebte ich eine Überraschung: fünf der übrigen Kirschen waren weg. "Reiner Zufall," dachte ich mir; ich konnte mir unmöglich vorstellen, dass der Eichelhäher kapiert hatte, dass das Verschwinden der einzelnen Kirsche auf dem Holzscheit dem lästigen Menschen im Haus jeweils den Beginn seines Angriffs aufs Buffet verriet - kein Tier konnte so intelligent sein. Und doch ist dies meine einzige Erklärung, denn ob ihr's glaubt oder nicht: der Häher rührte die exponierte Kirsche nie mehr an. Kein einziges Mal. Während aller meiner nachfolgenden Versuche blieb die verräterische Kirsche einsam auf ihrem Holzscheit sitzen, während der Eichelhäher jeweils frech eine Handvoll der übrigen stibitzte. Als ich mehrere Kirschen aufs Holzscheit legte, blieben diese alle unangetastet und er holte sich weiterhin nur diejenigen, die ich nicht sehen konnte. Schliesslich legte ich ALLE Kirschen für mich sichtbar auf die Holzscheite - worauf der Häher gar nicht mehr kam. Anschliessend unternahm ich noch mehrere Anläufe, bei denen ich einen Teil der Früchte wieder in die Mitte des "Holzscheit-Dreiecks" legte, aber genug war genug: der Vogel tauchte nicht mehr auf. Kurz darauf trugen dann die Kirschbäume in der Umgebung auch schon reife Früchte, somit verloren meine Köder ihre Exklusivität. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Eichelhäher mir meine schmutzigen Tricks übelgenommen hatte, denn ich sah ihn für den gesamten Rest des Jahres 2023 nicht mehr in meinem Garten. Wer hatte also nun diese Partie Schach zwischen mir und dem Häher am Ende wirklich gewonnen? Wenn ihr mich fragt, mehr als ein Unentschieden darf ich nicht für mich in Anspruch nehmen (und das ist mir gegenüber wahrscheinlich sogar noch eher grosszügig) - aber urteilt selbst :-) P.S. Im Folgejahr (2024) konnte ich erneut einen Eichelhäher in meinem Garten fotografieren und auch filmen (ich habe keine Ahnung, ob es derselbe war), und im Film-Clip wenn ihr diesem Link folgt, könnt ihr sehen, wie unglaublich schnell der war: https://www.youtube.com/watch?v=OA9s_bciA-Y . Erst in der Zeitlupe sieht man, wie er sich die Kirsche schnappt, und die ganze Sequenz von der Landung, dem Packen der Frucht bis zum erneuten Abflug dauert nicht mal 2 Sekunden (ich hab's gemessen :-).
- Schwalbenschwanz (Papilio Machaon) erfolgreich in meinen Garten im Tessin in der Schweiz gelockt
Schwalbenschwanz (Papilio machaon), beim ersten "Strecken" der Flügel nach dem Schlüpfen aus der Puppe, fotografiert in meinem Garten im Tessin (06-2022) Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) ist ein Schmetterling in der Familie der Ritterfalter (Papilionidae); mit bis zu 8 cm Flügelspannweite gehört er zu den grössten und schönsten Tagfaltern Mitteleuropas. In unseren Breitengraden (Schweiz, Deutschland, Österreich) lockt man ihn am besten mit Doldengewächsen (Apiaceae) wie dem Fenchel und der Karotte in den Garten; die Raupen fressen aber auch Pflanzen, die ähnliche chemische Inhatsstoffe besitzen, wie z.B. die Weinraute (Ruta graveolens). Die ausgewachsenen Falter mögen besonders gern die Blüten des Rotklees, bzw. Wiesenklees (Trifolium pratense), deren Nektar sie trinken. Der Schwalbenschwanz auf dem Foto oben ist gerade aus der Puppe geschlüpft und streckt noch seine Flügel. Ich hab ihn in meinem Garten im Tessin in der Schweiz fotografiert, aber hinter dem Foto steckt eine lange Geschichte, die ich hier kurz erzählen will ;-) Der wunderbar ungezähmte Naturgarten rund um mein Ferienhaus im Tessin, aus dem alle Fotos auf meiner Webseite stammen (OK, FAST alle: einige wenige hab ich ein paar Meter ausserhalb gemacht, aber mit Blick auf den Garten 😉), war schon seit einigen Jahren zum Streitobjekt zwischen mir und meiner Mutter geworden. Der Grund für diesen Konflikt war der obere Teil des Gartens, welcher von meiner lieben Mutter ursprünglich als Gemüsebeet konzipiert worden war. Nachdem ich ihn jedoch "geerbt" hatte, war Mama's geliebtes Gemüse- und Kräutergärtchen zu einer (meiner Meinung nach) wunderbaren Oase des reinen botanischen Chaos gewuchert, deren Biodiversität jeden Regenwald vor Neid hätte gelb werden lassen. Mein Garten im Tessin in der Schweiz vor einigen Jahren, im Zustand der kontrollierten Verwilderung Mama passte das gar nicht. Obschon sie grundsätzlich Freude an einer gewissen Wildheit der Natur im eigenen Garten bekundet und ein Herz für so ziemlich alle Viecher - mit Ausnahme der braunen Nacktschnecken - hat, gibt es bei ihr (ganz im Gegensatz zu mir) eine rote Linie. Diese rote Linie war der Gemüsegarten. Und Frau Mama tat ihre Missbilliung über meine ungenügende Gartenarbeit kund, und zwar deutlich; sie liess keine Gelegenheit aus, das SCHRÖCKLICHE Unkraut zu erwähnen, dass Herr Sohnemann endlich jäten müsste (Ich: "Was denn für Unkraut? Ich gestalte hier ein funktionierendes Ökosystem, Mama!"), bis meine hartnäckige Weigerung sie schliesslich an ihre Grenze brachte. Mama hatte genug. Nun handelt es sich bei der Matriarchin unserer Familie um eine äusserst schlaue Dame von 80 Jahren, deren strategisches Genie und erbarmungslose Beharrlichkeit in der Durchsetzung ihres Willens so manchen James-Bond Bösewicht alt aussehen lassen. Das Haus und der Garten mögen wohl auf einem Blatt Papier mir gehören, aber die Kontrolle darüber würde Mama nie hergeben; ich hätte bessere Chancen gehabt, das Wetter zu beinflussen, als das Schicksal "meines" Gartens - dies hätte mir natürlich klar sein müssen. Mit der kühlen Präzision einer soziopathischen Chirurgin (Mama war bis zur Pensionierung schliesslich als Ärztin tätig), machte sie sich daran, ihren diabolischen Plan auszuführen. Eines Tages, als ich für ein paar Wochen arbeitshalber nicht ins Tessin konnte, ließ Mama mir eine E-Mail folgenden Inhalts zukommen: Sie hätte beschlossen, meinen garstigen Unkrautdschungel in eine Blumenwiese zu verwandeln. Ich könnte nichts dagegen tun, denn sie habe bereits eine örtliche Gartenbaufirma damit beauftragt, den oberen Teil des Gartens einzuebnen. Einmal planiert, würde der Gärtner dann - und dies beschrieb sie mit offensichtlichem Genuss - die wunderbarsten und schönsten Wildblumen pflanzen und somit meinen hässlichen Unkrautdschungel in ein blühendes Paradies verwandeln. Man kann sich vorstellen, dass ich über diese Nachricht ganz und gar nicht erfreut war, aber ich konnte nichts tun; Mama hatte mich mit ihrem Schachzug matt gesetzt, weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als das traurige Schicksal meiner wunderbaren Oase der Artenvielfalt zu akzeptieren. Nach dieser E-Mail schien meine Mutter den Kontakt zu mir etwas zu meiden, und wenn wir uns mal kurz sahen, erwähnte sie den Garten mit keinem Wort. Das kam mir nicht auffällig vor, denn ich nahm an, dass sie sich - zu Recht - wenigstens ein kleines bisschen schuldig fühlte. Ein paar Wochen später fuhr ich endlich wieder ins Tessin und war gespannt auf Mamas Blumenwiese: das "blühende Paradies", das sie in ihrer Nachricht ja geradezu besungen hatte. Und ich muss zugeben, als ich beim Haus ankam, fiel mir tatsächlich die Kinnlade herunter. Allerdings vor Schreck - nicht vor ehrfürchtigem Staunen ob einer blumigen, blühenden Farbenpracht: denn da waren weder blühende Blumen noch prächtige Farben. Mir offenbarte sich ein Bild des rasigen Grauenns: statt einer Blumenwiese war da ein geometrisch präzise ausgelegter, hässlicher Stoppelrasen, der sich aufgrund des fehlenden Regens in den letzten Wochen bereits bräunlich-gelb verfärbt hatte und somit eher an die Farben einer schlecht gereinigten Kloschüssel erinnerte, denn an die Farbenpracht eines "blühenden Paradieses". Von Artenvielfalt ganz zu schweigen - nicht mal Ameisen hatten Lust auf diese vertrockneten Stoppeln. Der ehemalige Gemüsegarten, nachdem meine Mutter "aus Versehen" einen Rollrasen darüber legen liess Nun muss man wissen, dass das Italienisch meiner Mutter nicht besonders gut ist (böse Zungen würden vielleicht eher behaupten, es sei sogar so schlecht, dass bezweifelt werden muss, ob sie es überhaupt spricht), und wie sich herausstellte, gab es ein "kleines" Missverständnis. So hat der örtliche Tessiner Gärtner, nachdem er meine Oase des botanischen Chaos und der Artenvielfalt eingeebnet hatte, keine prächtigen Wildblumen gepflanzt, sondern stattdessen einen Rollrasen verlegt. Einen Rollrasen von der Art, wie er für sterile Fußballfelder verwendet wird. OK (werden Sie, liebe Leser, an dieser Stelle sagen): "Sad Story, Bro - aber was hat das mit dem Schwalbenschwanz auf dem Foto zu tun?" Die Antwort lautet: alles. Im vergangenen Herbst und den ganzen Frühling hindurch hab ich gesäht und gepflanzt und geschaufelt und gegraben wie ein Besessener; ich hab sogar meine Freunde angestiftet, mir bei meinen (halblegalen) Verpflanzungsaktionen zu helfen. Unter anderem hab ich mir Feldskabiosen, Rotklee, Wiesenmargheriten, Natternkopf, Salbei, Thymian und Lavendel in den Garten geholt, zudem Fenchel und Wilde Möhren als Futterpflanzen für die Raupen von eben genau diesem wunderschönen Schwalbenschwanz auf dem Bild oben. Dieselbe Ansicht des Gemüsegartens wie im vorigen Bild, aber nachdem ich Kräuter, Blumen und Fenchel gepflanzt habe Dies war mein verzweifelter Versuch, die Verwüstung rückgängig zu machen, die der Zorn meiner Mutter über die Erde gebracht hatte (nun ja, mindestens über die Erde meines verwilderten Gemüsegartens ;-) und diese pissgelbe (bzw. kackbraune) Rasenwüste wieder in eine Oase der Artenvielfalt und des bunten botanischen Chaos zu verwandeln. Und es hat tatsächlich geklappt! Seit diese Pflanzen zu blühen begonnen haben, ist mein Garten wieder zum Magnet für alle Arten von Schmetterlingen und Insekten geworden, sogar für seltene Spezies - und natürlich für meinen liebsten Gast und Besucher: den Schwalbenschwanz. Schwalbenschwanz auf Rotklee Diese prächtigen Schmetterlinge sind nun Dauergäste in meinem Garten; zudem haben sie meine Einladung dankbar angenommen und das Fenchel-/Möhrenbeet ist nun eine Kinderstube für niedliche Schwalbenschwanz-Raupen. Und wer nun denkt, hier sei ein neuer Konflikt mit Frau Mama vorprogrammiert - weit gefehlt. Ganz im Gegenteil, denn einmal mehr hat die schlaue Matriarchin ihren Kopf durchgesetzt (so wie das alle Mütter dieser Welt seit Anbeginn der Zeit tun und immer tun werden - macht euch nichts vor, liebe Kinder ;-) Mein Unkraut ist weg, es gibt jetzt tatsächlich eine blühende Blumenwiese - und es hat sogar wieder Gemüse im Garten (obwohl der Fenchel im Moment noch strikt für die Schwalbenschwanzraupen ist 😊). Ich hab den schleichenden Verdacht, dass meine Mutter vielleicht besser Italienisch kann, als sie sich anmerken lässt...
- Die Gelbgrüne Zornnatter und ihre Beute
GELBGRÜNE ZORNNATTER (HIEROPHIS VIRIDIFLAVUS), TESSIN, 09-2021 Bei der Schlange auf dem Foto oben handelt es sich um eine Gelbgrüne Zornnatter (Hierophis Viridiflavus). Das Reptil gehört zu den grössten Schlangen der Schweiz und sogar Mitteleuropas und kann in seltenen Fällen bis fast 2 Meter lang werden. Die Art ist normalerweise äusserst scheu; meiner Erfahrung nach flieht sie mit enormer Geschwindigkeit, sobald sie spürt oder sieht, dass sich ein Mensch nähert. Da sie aber eine eher weite Fluchtdistanz hat, fühlt sich die Zornnatter unter Umständen schon in die Ecke getrieben und geht anstelle von Flucht zum Drohen - und auch Angriff - über, wenn die meisten anderen Schlangenarten eine direkte Konfrontation immer noch vermeiden würden. Ihren Namen "Zornnatter" hat die Schlange denn auch ihrem Temperament zu verdanken: wenn sie keinen Ausweg mehr sieht, zischt sie laut und richtet sich auch mal auf wie eine Kobra, und wenn das nicht hilft, beißt sie zu, wobei sie sich manchmal regelrecht "verbeisst" und nicht mehr loslässt (aber nur um das klarzustellen: Zornnattern sind ungiftig und völlig harmlos - sie ziehen einfach einen sehr guten "Bluff" ab ;-) Die Schlange auf dem Foto hatte mich definitiv gesehen (wahrscheinlich lange bevor ich sie sah), und wer denkt, dass sie in der Tat etwas zornig aussieht, liegt wahrscheinlich nicht ganz falsch: sie hat sich sicher nicht gefreut, mich zu sehen. Und trotzdem ist das Tier nicht geflohen. Es war Anfang September und ich war gerade dabei, das ausgedehnte Heckenkirschengebüsch direkt vor meinem Garten im Tessin mit dem Fotoapparat nach Smaragdeidechsen abzusuchen (die lokale Eidechsen-Population liebt diesen Strauch, und es findet sich fast immer eine Smaragdeidechse der Art Lacerta bilineata darin), als ich plötzlich feststellte, dass ein krummer Ast, der sich über einen Teil des Strauchs erstreckte, Schuppen hatte. Da die Schlange noch nicht geflüchtet war, glaubte ich, sie hätte mich nicht bemerkt und nahm fälschlicherweise an, ihr Kopf sei am von mir aus gesehen weiter entfernten Ende des Körpers (beide Körperenden der Schlange waren im Laub verborgen, wie man auf dem Foto sehen kann). Als ich dort aber keinen Kopf entdecken konnte, wurde mir klar, dass er wohl doch am mir näheren "Schlangenende" sein musste und dass das Tier mich daher unmöglich nicht bemerkt haben konnte, denn dieses nähere Ende war nur etwa 1.5 Meter von mir entfernt und genau auf mich gerichtet. Da ich den Schlangenkopf aus meiner Perspektive aber nicht sehen konnte, ging ich etwas in die Knie, um unter die Blätter zu schauen. Nun sah ich mich direkt einem Augenpaar gegenüber, das mich mit dem intensiven Blick fixierte, den man auf dem Foto sieht. Wieso das Reptil jedoch nicht floh, war mir ein Rätsel: ich hatte während über 30 Jahren und vieler Begegnungen mit Zornnattern nie erlebt, dass ein Tier sich so verhielt. Aber natürlich war ich dankbar, denn es ist nicht leicht, eine Nahaufnahme von einer Schlange zu machen, die normalerweise so scheu ist. Und dann sah ich den Grund für das auffällige Verhalten: Nur 80 Zentimeter von der Schlange entfernt sonnte sich eine grosse männliche Smaragdeidechse. Jetzt wurde mir alles klar: Ich hatte die Natter offensichtlich genau in dem Moment gestört, als sie sich auf ein saftiges Echsenmahl vorbereitete. So sehr meine Anwesenheit für die Schlange Stress bedeutete, sie war schlicht nicht bereit, eine so gute Gelegenheit auf ein Festessen in den Wind zu schlagen und hoffte wohl, ich würde einfach weitergehen. Die Smaragdeidechse döste währenddessen friedilich mit halbgeschlossenen Augen auf ihrem Ast und hatte weder mich noch die Jägerin bemerkt, auf deren Mittagsmenu sie stand. Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) beim Sonnenbad Nun befand ich mich in einem Dilemma. Mein Problem: Smaragdeidechsen sind meine erklärten Lieblingstiere, und obwohl ich auch ein grosser Schlangenfreund bin, ist mir die kleine lokale Smaragdeidechsenpopulation - die unentwegt von den vielen Katzen im Dorf belagert und leider auch dezimiert wird und immer kurz vor dem Verschwinden steht - besonders ans Herz gewachsen. Ich beobachte die Tiere seit vielen Jahren, und der Verlust eines jeden geht mir wirklich nahe. Aber anders als bei der Bedrohung durch die Katzen (was ein menschliches Problem ist, an dem die Katzen - die ich als Haustiere sehr gerne mag - keine Schuld tragen), war diese Schlange ja ein natürlicher Feind, der nur Hunger hatte; ich wusste also, dass es mir nicht zustand, in die Natur einzugreifen. Nun ist es jedoch eine Sache, zu wissen, was richtig ist - und eine ganz andere, das Richtige auch tatsächlich zu tun. Zu meiner Schande entschied ich mich nämlich, genau das zu machen, was ich als leidenschaftlicher Naturbeobachter sonst immer aufs Heftigste verurteile: ich beschloss, die Smaragdeidechse zu retten. Ich bin wahrlich nicht stolz auf mein Verhalten und es gibt hier nichts schönzureden, aber vielleicht bringt euch eine Schilderung meiner nachfolgenden, unsagbar dümmlichen Herangehensweise wenigstens zum Schmunzeln. Die Zornnatter mit einem Zweig oder dergleichen wegzuscheuchen kam für mich nicht in Frage (ihr seht, wenigstens einen Funken ethischer Grundsätze war bei mir immerhin noch vorhanden, auch wenn es das nicht besser macht). Stattdessen kam ich auf die glorreiche Idee, die Aufmerksamkeit der Smaragdeidechse zu erregen. Dies zu erreichen versuchte ich (und ich schwöre, das ist die reine Wahrheit), indem ich eine wellenartige Bewegung mit meinem Arm und meiner Hand machte. Schliesslich war dies die unmissverständliche Geste für "SCHLAAANGEE!!!", die die Mensch-Eidechse Kommunikationsbarriere problemlos überwinden würde - und das hätte sie auch (darauf bestehe ich!), aber dummerweise pennte Herr Smaragdeidechse und hatte nun die Augen sogar ganz geschlossen. Also flüsterte ich (und auch das ist leider wirklich wahr): "Heeey, da ist eine riesige Schlange direkt neben dir!" Natürlich flüsterte ich auf Italienisch; diese Smaragdeidechse war noch nie außerhalb unseres Dorfes gewesen, also war mir klar, dass sie kein Deutsch verstand ;-) . Keine Reaktion. Schliesslich, in einem letzten verzweifelten Versuch, schüttelte ich den Ast, auf dem sie saß, und nun öffnete sie etwas benommen ihre Augen. Das Zielobjekt meiner ungeschickten Rettungsversuche brauchte eine knappe Sekunde, um zu begreifen, dass da ein zweibeiniges, riesiges Monster an seinem Sonnenplätzchen rüttelte, aber dann brachte es sich mit einem Hechtsprung in die Sicherheit des Blätterdickichts - unmittelbar verfolgt von der Schlange! Zornnattern sind extrem flinke Jäger, und duch meine idiotische Aktion hatte ich meinen Schützling - der keine Ahnung hatte, dass überhaupt eine Schlange auf ihn lauerte - vermutlich erst recht ins Verderben gestürzt. Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, wie das Drama im dichten Gebüsch ausging. Jägerin und Gejagte verschwanden gleichzeitig unter lautem Geraschel, dann war es still; ich hörte nicht das geringste Geräusch, das auf einen Kampf hingedeutet hätte (was nicht bedeuten muss, dass die Smaragdeidechse entkam). Als ich etwa eine Stunde später zu der Heckenkirsche zurückkam, entdeckte ich ein grosses Smaragdeidechsenännchen, von dem ich mir (fast) sicher bin, dass es dasjenige war, das ich zu retten versucht hatte. Es bewegte sich nicht, als ich mich ihm näherte, und war entweder vor Angst komplett gelähmt (bzw. vor Schock, nachdem es nur knapp dem Tod entronnen war), oder es verliess sich einfach auf seine Tarnung (was für die Art nicht untypisch ist), in der Hoffnung, ich würde es nicht sehen. Auf jeden Fall ermöglichte es mir die besten Nah- und sogar Makroaufnahmen, die ich je von einer Smaragdeidechse machen konnte (wer Interesse hat, findet die besten Fotos hier ). Natürlich rede ich mir bis heute ein, dass Herr Smaragdeidechse aus Dankbarkeit so für mich posiert hat ;-)
- Eine Vogelspinne In Der Schweiz: Die Tapezierspinne
Einheimische "Vogelspinne": die Gemeine Tapezierspinne (Atypus affinis) kommt auch bei uns vor Vogelspinnen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich? Spinnen mit riesigen Giftklauen in Frankreich und Italien, die in Erdhöhlen ihrer Beute auflauern wie ihre tropischen Verwandten - gibt es das? Die Antwort auf diese Frage lautet: jawohl - oder mindestens fast. Ihre Verwandtschaft zu den Vogelspinnen ist ihr anzusehen: Gemeine Tapezierspinne (Atypus affinis) Es gibt in Mitteleuropa zwar keine "echten" einheimischen Vogelspinnen (als Vogelspinnen gelten Spinnen aus der Familie der Theraphosidae), aber es gibt bei uns tatsächlich eine einzige Spinnenfamilie, die zu den Vogelspinnenartigen (Mygalomorphae) und damit zu den engsten Verwandten der Vogelspinnen gehört, und das sind die Tapezierspinnen (Atypidae). Tapezierspinnen (Atypidae) gehören zu den Vogelspinnenartigen (Mygalomorphae), Bild: Gemeine Tapezierspinne (Atypus affinis) Die Tapezierspinnen sind in Mitteleuropa nur mit 3 Arten vertreten (Atypus affinis, Atypus muralis, Atypus piceus), und obwohl sie nicht sehr gross werden (ca. 1.5 - 2 cm), ist ihnen ihre Verwandtschaft mit den Vogelspinnen deutlich anzusehen. Sieht aus wie eine kleine Vogelspinne: Atypus affinis Ihre Giftklauen - die "Cheliceren" - sind im Verhältnis zu ihrem Körper riesig, und wie bei allen Vogelspinnenartigen, stehen sie fast parallel zueinander mit den Spitzen nach vorn gerichtet. Hier sieht man die riesigen Giftklauen - die Cheliceren - der Gemeinen Tapezierspinne Wie bei den Vogelspinnen, sind die Giftklauen der Gemeinen Tapezierspinne fast parallel nach vorn gerichtet Bei den meisten anderen Spinnen sind die Spitzen der Cheliceren nach innen gerichtet, sodass sie wie mit einer Zange zubeissen können. Im Gegensatz zu den Vogelspinnenartigen, haben "Moderne" Spinnen wie Zoropsis spinimana auf dem Foto (auch bekannt als Kräuseljagd- oder Nosferatu-Spinne) Giftklauen, die nicht parallel ausgerichtet sind und wie Zangen eingesetzt werden können Das Gift von Atypus Spinnen ist für Menschen zwar nicht gefährlich (sofern keine allergische Reaktion erfolgt), aber aufgrund der Grösse der Giftklauen kann ein Biss durchaus schmerzhaft sein. Wenn sie sich bedroht fühlt, beisst die Tapezierspinne mit ihren riesigen Giftklauen zu (Foto: Atypus affinis) Mit ihren "Hauern" möchte man keine Bekanntschaft machen: Atypus affinis Die Giftklauen unserer "kleinen Vogelspinne" sind wahrlich furchteinflössend: sie machen beinahe ein Drittel der Körpergrösse aus! Auf diesem Foto sieht man eindrücklich, wie gross die Giftklauen der Gemeinen Tapezierspinne im Verhältnis zum Rest des Körpers sind Und auch die Lebenserwartung der Familie Atypus ist beeindruckend; wie ihre exotischen grossen Verwandten leben sie nämlich deutlich länger, als unsere herkömmlichen Spinnen, welche selten älter als 1-3 Jahre alt werden. So können Atypus Weibchen bis 10 Jahre alt werden. Jedoch bekommt man Taperzierspinnen fast nie zu Gesicht, denn wie die meisten Vogelspinnen, leben auch Tapezierspinnen in Erdhöhlen. Diese "tapezieren" sie mit Seide; das Netz ist somit wie ein "Strumpf" bzw. Schlauch angelegt. Am oberen Ende geht die Höhle in den Fangschlauch über, der knapp über der Erdoberfläche liegt, und mit eingewobenem Material wie Blättern gut getarnt ist. Läuft ein Beutetier, z.B. ein Insekt, darüber, wird es von der Spinne mit ihren riesigen Giftklauen durch das Netz hindurch ins Innere des Fangschlauchs gezerrt; dieser wird anschliessend wieder repariert. Wie selten Tapezierspinnen sind, ist schwer zu sagen (in Deutschland gelten sie als bedrohte Art), da man sie aufgrund ihrer mehrheitlich unterirdischen Lebensweise schwer findet und fast nie sieht. Die Spinne auf dem Foto habe ich aussergewöhnlicherweise im Hauseingang meines Ferienhauses im Tessin (Schweiz) gefunden; es hatte zuvor stark geregnet, und ich nehme an, ihre Erdhöhle war überflutet worden und sie suchte ein trockenes Plätzchen. Nach einer kurzen Foto-Session, hab ich das Tierchen wieder in meinem Garten freigelassen. Atypus affinis - Gemeine Tapezierspinne Gemeine Tapezierspinne (Atypus affinis); ihre Familie, die Atypidae, gehört als einzige in Mitteleuropa zu den Vogelspinnenartigen
- Die Smaragdeidechse: Ein Blick Auf Das Reptilien-Habitat Tessin
Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), beim Aufwärmen auf einer Holzwurzel in meinem Garten im Tessin: Sonnenexponierte Strukturen sind ein wichtiger Bestandteil des Habitats der wechselwarmen Reptilien Westliche Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) bevorzugen als Habitat eine Mischung aus Sträuchern und offenem Grasland, und die wechselwarmen Reptilien lieben es natürlich, sich auf einem schönen Steinhaufen oder anderen sonnen-exponierten Strukturen wie Holzstapeln oder niedrigen Mauern zu sonnen. Und genaue solche Bedingungen bietet das Tessin. Eine männliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) geniesst die Wärme des von der Sonne aufgeheizten Totholzes in meinem Garten im Tessin Die Bilder in den nachfolgenden Galerien zeigen den Ort, wo ich alle meine Fotos aufgenommen habe: meinen Garten in der wunderschönen Gemeinde Monteggio/Tresa in der Region Malcantone im Tessin (Schweiz). Die Fotos wurden über einen Zeitraum von fast 20 Jahren aufgenommen, und ich habe den Garten in dieser Zeit stark verändert, um einen idealen Lebensraum für Smaragdeidechsen und andere Reptilien zu schaffen. Wenn man sich aber auf die Palme konzentriert (die im Laufe der Jahre erheblich gewachsen ist) oder auf den Schuppen, der seit je an derselben Stelle steht, dann bekommt man ein Gefühl für die Topografie des Gartens. Im Sommer kann das Mikroklima in diesem Teil des Tessins fast tropisch sein, da es heiß und sehr feucht ist, mit häufigen Gewittern und starkem Regen, und ich bezeichne meinen Garten deshalb oftmals (halb) scherzhaft als meinen kleinen "Schweizer Regenwald". Der Ort bietet ideale Bedingungen für eine enorme Artenvielfalt, und wenn man sich die Fotos unten ansieht, kann man sich wohl leicht vorstellen, warum sich Smaragdeidechsen hier besonders wohlfühlen. Wenn man übrigens genau hinschaut, kann man rechts unten auf dem 4. Foto der ersten Galerie sowohl eine männliche Smaragdeidechse als auch ein Mauereidechsen Männchen ausmachen (das Foto gleich danach ist die vergrösserte Version derselben Aufnahme). Ein Männchen mit Stummelschwanz (vermutlich erst kürzlich einer Katze knapp entkommen), bei der Nahrungssuche im Gemüsegarten: Und hier bekommt man einen Eindruck von dem Gebiet, das an meinen Garten grenzt: ein ehemaliger Weinberg, der jetzt oft als Pferdeweide dient, umgeben von einem wunderschöne, wilden Wald.
- Die Mauereidechse: Beschreibung Der Art
Mauereidechse (Podarcis muralis) mit besonders intensiven Farben Die Mauereidechse (Podarcis muralis) ist eine Eidechsenart mit einer weiten Verbreitung in Europa. Die wunderschönen Reptilien kommen in Deutschland vor allem im Südwesten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vor; in der Schweiz ist sie zwar mehrheitlich auf der Südseite der Alpen im Tessin anzutreffen, jedoch verbreitet sie sich auch im Norden mehr und mehr. Sowohl in Deutschland wie in der Schweiz existieren aber viele kleine Populationen in anderen Landesteilen, wo die Tiere eingeschleppt wurden. In Grossbritannien war sie wahrscheinlich ursprünglich nicht heimisch, sie wurde dort in der Neuzeit aber eingeführt, und mittlerweile gibt es mehrere wachsende Populationen in verschiedenen Teilen des Landes. Die Reptilien wurden auch in Nordamerika eingeführt, wo sie manchmal als Europäische Mauereidechsen (European Wall Lizard) oder Lazarus Eidechse (Lazarus Lizard) bezeichnet werden. Podarcis muralis kann bis zu 20 cm lang werden und ist eine kleine, dünne Echse, deren Schuppen in Farbe und Musterung stark variieren, was man auf den Fotos unten gut erkennen kann. Die Weibchen sind in der Regel etwas kleiner als die Männchen. Mauereidechsen ernähren sich hauptsächlich von Gliederfüßern wie Insekten und Spinnen, sie mögen aber auch Schnecken und Würmer. Die Tiere sind nicht wählerisch und fressen eigentlich so ziemlich alles Getier, was in ihr Maul passt - und gelegentlich auch mal eine Beere. Mauereidechse (Podarcis muralis) beisst in eine Kirsche Mauereidechsen teilen sich oftmals denselben Lebensraum mit den erheblich größeren Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) , und falls Sie sich nun fragen, wie sie mit ihren dominanteren und viel auffälliger gefärbten Cousinen auskommen, so lautet die Antwort: "It's complicated" ;-) Kleinere Exemplare von Podarcis muralis rennen wie der Teufel, wenn sie in die Nähe einer ausgewachsenen Smaragdeidechse kommen (weil sie zu Recht befürchten, dass sie gefressen werden könnten), und selbst die größeren Mauereidechsen scheinen ihre grünen Nachbarn zumindest zu meiden. Aber es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass sich Mauereidechsen direkt neben den Bilineatas in der Sonne aalen oder sogar über sie hinwegklettern, ohne irgendwelche Anzeichen von Angst zu zeigen. Mauereidechse (Podarcis muralis) links, sowie Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) rechts auf der Mauer beim Sonnenbad; die beiden Arten teilen sich oftmals den Lebensraum Wahrscheinlich hängt der "Beziehungsstatus" dieser beiden Eidechsenarten davon ab, was für einen Lebensraum sie sich teilen, wie reichhaltig das Nahrungsangebot für beide Arten ist und ob sie einander überhaupt ausweichen können. Übrigens kommt es auch durchaus vor, dass Mauereidechsen sich gegenseitig fressen (ich war Zeuge eines solchen Vorfalls und habe ihn gefilmt ; weiter unten gibt es zudem auch noch ein Foto des "Kannibalen", dem das "Corpus Delicti" - der Schwanz des verspeisten Opfers - immer noch aus dem Maul hängt). Faszinierend ist auch, dass Mauereidechsen am selben Standort in mindestens sechs verschiedenen Aussehenstypen, sogenannten "Morphs" (abgeleitet von Morphologie) vorkommen können, was innerhalb einer einzigen Art - und dann noch im selben Habitat - im Tierreich etwas sehr Besonderes ist. Falls Sie also schon einmal grünliche Exemplare mit orangefarbenem Brust-/Bauchbereich, sowie braune Tiere mit gelber Unterseite oder grauebraune Mauereidechsen mit blauen "Saphiren" an den Seiten beobachtet haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass dies die Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen oder subadulten Tieren sein müssen, so lagen Sie ziemlich sicher falsch. All diese unterschiedlichen Exemplare können durchaus gleich alt sein und dasselbe Geschlecht haben - und sie gehören definitiv alle zur gleichen Art. Es ist nur so, dass sich Mauereidechsen im Laufe ihrer Evolution zu diesen sechs unterschiedlichen Aussehenstypen entwickelt haben (die auch bestimmte andere Unterschiede mit sich bringen, z. B. in Bezug auf ihr Immunsystem - all das können Sie bei Wikipedia nachlesen). Und darüber hinaus gibt es auch wahrscheinlich auch noch regionale Unterschiede. Obwohl Mauereidechsen also nicht so auffällige "Paradiesvögel" wie die Smaragdeidechsen sind, haben sie durchaus ein Faible für Abwechslung und bunte Variationen, und persönlich finde ich sie mindestens so schön, wie ihre extravaganten Cousinen :-) Alle hier gezeigten Individuen habe ich in meinem Garten im Tessin oder dessen unmittelbarer Umgebung fotografiert.
- Die Smaragdeidechse: Beschreibung der Männchen
Männliche Smaragdeidchse (Lacerta bilineata) mit blauem Kopf Ausgewachsene männliche Smaragdeidechsen der Art Lacerta bilineata haben normalerweise eine auffällig gelblich-grüne bis smaragdgrüne Farbe. Der Rücken ist durchsetzt mit schwarzen Punkten. Der Bauch ist gelb bis gelbgrün; das Gesicht blaugrün bis blau, wobei sämtliche Farben während der Paarungszeit viel intensiver sind. Männchen der Westlichen Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) mit typischer Färbung während der Paarungszeit; der Körper ist intensiv smaragdgrün und der Kopf leuchtend blau Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), Männchen mit gelbem Bauch und blauem Kopf Insbesondere Kopf/Gesicht sind im Hochzeitskleid während der Monate Mai bis Juni oftmals leuchtend blau. Adulte Tiere erreichen Körperlängen (inkl. Schwanz) von 30-45cm. Der Schwanz ist meist etwa doppelt so lang, wie der Körper. Die Männchen sind ein wenig grösser als die Weibchen , mit einem etwas breiteren Kopf und Körper. Eine detailliertere Beschreibung der Westlichen Smaragdeidechse mit viel mehr Fotos finden Sie hier .
- Die Smaragdeidechse: Beschreibung Der Jungtiere
Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), Jungtier mit braunem Rücken und gelbgrüner Unterseite Westliche Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) sind als Jungtiere in der Regel braun, wobei die untere Gesichtspartie sowie Brust- und Bauchbereich gelbgrün sind. Mit dieser Färbung sind sie hervorragend getarnt, besonders im Gebüsch zwischen Blättern, wo sich die Reptilien während der ersten Monate nach dem Schlüpfen bevorzugt aufhalten. Junge Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), gut getarnt in einem Strauch Als adoleszente und subadulte Tiere entwickeln sie innerhalb eines Jahres helle Linien an beiden Flanken, welche auch gepunktet sein können. Der lateinische Name der Art - Lacerta bilineata - bezieht sich auf dieses Farbmuster und bedeutet "Eidechse mit zwei Linien". Junge Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) beim Sonnenbad auf einem Stein, die typischen zwei Linien auf dem Rücken und die Flecken sind gut sichtbar Diese weissen Linien treten oft in Kombination mit schwarzen Flecken auf, bevor nach und nach das für erwachsene Männchen oder erwachsene Weibchen typische Farbmuster erscheint, welches nach 1.5 - 2 Jahren dominiert. Mit ca. 2 Jahren sind Westliche Smaragdeidechsen erwachsen und geschlechtsreif. Eine detailliertere Beschreibung der Spezies Lacerta bilineata mit viel mehr Fotos finden Sie hier .
- Die Smaragdeidechse: Beschreibung Der Weibchen
Weibliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) beim Sonnenbaden Bei Westlichen Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) sind adulte weibliche Tiere in der Regel etwas kleiner als die Männchen. Sie erreichen zwischen 25-35cm Körperlänge, wobei der Schwanz etwa doppelt so lang ist, wie der Körper. Kopf und Rumpf der Weibchen sind etwas schmaler als bei männlichen Tieren. Smaragdeidechsen, Männchen (mit blauem Kopf) und Weibchen (mit türkisem Kopf) beim Aufwärmen auf einem Stein Im Gegensatz zu den Männchen , gibt es beim Aussehen der Weibchen grosse Unterschiede. Besonders die Farben und Farbmuster variieren stark. Die Färbung reicht von braun bis dunkelgrün und von hellgrün bis hin zu smaragdgrün, türkis und blau. Auch Varianten, die fast identisch wie Männchen aussehen, sind möglich. Weibchen der Smaragdeidechse (Laceta bilineata), die Färbung ist hier sehr ähnlich wie bei männlichen Tieren Die Rückenmuster der Weibchen sind sehr unterschiedlich und können sowohl einheitlich gefärbt wie auch gefleckt oder gestreift sein. Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), Weibchen mit eher seltener Färbung und ungewöhnlichem Schuppenmuster Nachfolgend ein paar weitere Beispielbilder von weiblichen Smaragdeidechsen; eine noch genauere Beschreibug der Art Lacerta bilineata sowie eine grössere Anzahl von Beispielfotos für die unterschiedliche Morphologie der Weibchen finden Sie hier .
- Kannibalismus Bei Mauereidechsen
Kannibalismus bei Mauereidechsen (Podarcis muralis), ein grosses Männchen frisst ein kleineres Weibchen Kannibalismus ist bei Eidechsen allgemein nicht ungewöhnlich, kommt aber wahrscheinlich nicht sehr häufig vor. Bei den Mauereidechsen (Podarcis muralis) fressen die größeren Männchen meiner Erfahrung nach so ziemlich alles, was in ihr Maul passt, aber in den 40 Jahren, während denen ich im Tessin Eidechsen beobachte, habe ich nur ein einziges Mal gesehen, dass eine Mauereidechse ein Individuum der eigenen Art verschlungen hat. Das war im Mai 2022, und glücklicherweise konnte ich die Szene fotografieren und filmen . Es war ein gänzlich unerwarteter und ziemlich schockierender Anblick; ein grosses Männchen verschlang ein kleineres Weibchen komplett - bis nur noch die Schwanzspitze des Opfers aus seinem Maul hing, wie eine grotesk überdimensionierte Zunge. Mauereidechse (Podarcis Muralis), Kannibalismus; das Männchen hat ein kleineres Weibchen gefressen, Tessin 05-2022 Zunächst glaubte ich, es handle sich um ein Paarungsritual; das Männchen packte das kleine Weibchen am Kopf und schleifte es eine Weile mit sich herum. Es sah so aus, als hätte Herr Mauereidechse Frau Mauereidechse aus Versehen am falschen Ende erwischt, denn bei der Paarung beissen die männlichen Mauereidechsen die Weibchen ebenfalls, aber eben nicht in den Kopf, sondern normalerweise in die Seite nahe der Schwanzwurzel, um ihre Partnerin festzuhalten. Doch plötzlich biss das Männchen so stark zu, dass das Weibchen zu bluten begann und sich zusammenkrümmte, und ich konnte gerade noch rechtzeitig den Photoapparat holen und filmen, wie es begann, die kleinere Artgenossin Kopf voran herunterzuschlucken. Das Weibchen sieht auf den Fotos kleiner aus, als es war, da es in seinem Todeskampf schon zusammengekrümmt und verdreht ist. Zudem handelt es sich bei dem Männchen um ein aussergewähnlich grosses Exemplar, was vielleicht mit ein Grund dafür ist, dass es kleinere Artgenossen gelegentlich als Nahrung betrachtet. Ich halte es aber auch für möglich, dass es sich hier tatsächlich um ein Paarungsritual handelte, dass schiefgelaufen ist; diese Eidechsen haben nicht gerade das grösste Gehirn, und wenn sie mal ein kleineres Tier im Maul festhalten, kann der Impuls, es herzunterzuschlucken vielleicht manchmal plötzlich stärker sein, als der, sich fortzupflanzen ;-)
- Smaragdeidechsen In Der Schweiz Beobachten Und Fotografieren: Ein Erlebnisbericht
Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), in der Schweiz fotografiert (Tessin) Wenn Männchen der Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) verliebt sind, färbt sich ihr Gesicht intensiv blau. Diese Veränderung der Hautfarbe ist übrigens besonders typisch für die Populationen im Tessin in der Schweiz; nicht überall in Europa, wo diese Reptilienart vorkommt, lässt sich eine solch ausgeprägte Blaufärbung während der Paarungszeit beobachten. Der Wechsel der Farbe geschieht nicht sofort (Smaragdeidechsen können ihre Farbe nicht wie Chamäleons nach Belieben ändern); die Tiere müssen erst ihre alte, etwas weniger farbenfrohe Haut abstreifen. Sobald das geschehen ist, erscheinen sie in dem leuchtenden "Hochzeitsgewand", das man auf dem Foto sieht (mehr Fotos finden sich am Ende des Beitrags). Mit diesem schillerenden Aussehen versuchen sie, die Weibchen während der Paarungszeit im Mai und Juni zu beeindrucken, aber die Farben sind am intensivsten direkt nach der Häutung. Ich hatte das Glück, dieses prächtige Männchen genau in diesem Moment zu erwischen; man kann sogar noch Teile der alten, dunklen Haut sehen, die noch nicht ganz überall verschwunden ist. Westliche Smaragdeidechse (Lacerta Bilineata), Männchen im Hochzeitskleid, Tessin, Schweiz 05-2021 Bis dieses Bild im Kasten war, musste ich allerdings mehr als nur ein paar Hürden überwinden. Die nachfolgende Anekdote ist zwar - falls überhaupt - wahrscheinlich nur für Naturfotografen von Unterhaltungswert (von denen wohl jeder und jede schon ähnliche Leidensgeschichten erlebt hat), aber wer weiss; vielleicht finden auch andere Leser was zum Schmunzeln ;-) ) Ich beobachte und fotografiere schon seit vielen Jahren Smaragdeidechsen im Garten meines Ferienhauses im Tessin in der Schweiz, war allerdings bis anhin immer etwas enttäuscht von meinen Fotos, da meine relativ billige Kompaktkamera die Schönheit der Tiere irgendwie nie richtig einzufangen vermochte. Im Frühling 2021 hatte ich mir nach langem Hin und Her dann aber endlich eine Kamera gekauft, von der ich mir eine deutlich höhere Fotoqualität erhoffte (wenigstens die Preisqualität war definitiv höher ;-). Dermassen ausgerüstet - davon war ich überzeugt - stand einer perfekten Aufnahme eines wunderschönen Lacerta bilineata Männchens während der Paarungszeit nichts mehr im Wege. Als ich mich zu Beginn meiner sehnlichst erwarteten Ferien mit der teuren neuen Kamera dann endlich auf Safari in meinen Garten begab, voller Vorfreude auf ein naturfotografisches Highlight, das seinesgleichen suchen würde, glänzten die Zielobjekte und Hauptdarsteller meines geplanten Meisterwerks allerdings durch Abwesenheit. Ich konnte mein Pech kaum fassen: egal wo ich nachschaute, mein Garten war auf einmal gänzlich smaragdeidechsenfrei; nicht mal an ihren ehemals beliebtesten Sonnenplätzchen tauchten die Tiere auf. Mehrere kostbare Ferientage schwanden dahin, bis ich meine grünen Lieblinge schliesslich wieder fand, und zwar nur wenige Meter ausserhalb meines Gartens, in einem ausgedehnten Gebüsch am Rande einer leerstehenden Pferdeweide. Anscheinend war die gesamte Smaragdeidechsenpopulation dorthin umgezogen, was ziemlich sicher damit zu tun hatte, dass sie von der wachsenden Anzahl Katzen im Dorf - die sich leider geradezu auf Eidechsenjagd spezialisiert haben - in den Gärten praktisch non-stop belauert und massakriert wurde. In diesem Gebüsch waren die Echsen nun nicht nur weitgehend geschützt vor Bodenraubtieren, sondern die erhöhte Lage bot ihnen auch noch eine 360° Rundumsicht auf jede sich nähernde Gefahr. Meine Wunschmotive hatte ich jetzt zwar wieder gefunden, aber von meinem fotografischen Pendant zur Mona Lisa war ich leider noch weit entfernt. Smaragdeidechsen sind von Natur aus sehr scheu; diese offensichtlich komplett traumatisierte Gruppe von Überlebenden der Katzenmassaker war jedoch so hypernervös geworden, dass die Tiere bei der geringsten Annäherung sofort ins dichteste Blattwerk des Gebüschs flüchteten. So oft und so vorsichtig ich mich auch näherte; egal ob schleichend, gebückt oder auf allen Vieren (besonders das Letztere war im Rückblick keine gute Idee, da ich so aus Sicht der Eidechsen wohl einfach wie die grösste und hässlichste Katze der Welt aussah): unter lautem Geraschel verschwanden die Tiere jedesmal, bevor ich ein brauchbares Foto schiessen konnte - bis ich schliesslich entnervt aufgab. Da ich auf direktem Weg nicht zum Ziel gelangen würde, war eine Strategieänderung angezeigt. Ich wusste, Smaragdeidechsenmännchen haben grosse Territorien, durch die sie regelmässig "patroullieren" um zu jagen und allfällige Rivalen zu vertreiben; ich brachte nun also die nächsten Tage damit zu, das Gebüsch zu observieren wie ein FBI Agent, der sich auf die Razzia in einem vermuteten Mafiaversteck vorbereitet (meine Ferien schmolzen weiter dahin, ohne dass ich bisher ein einziges brauchbares Bild geschossen hatte; geschweige denn ein "Mona Eidechse" Meisterwerk, wie es mir vorschwebte). Mein Plan war es, herauszufinden, zu welchen Tageszeiten ungefähr die Männchen jeweils das Gebüsch verliessen und wann sie in etwa wo in ihrem Territorium aufkreuzen würden. Somit könnte ich mich dann schon vor ihnen dort mit meinem Stativ in Stellung bringen, ganz mit der Umgebung verschmelzen und die Tiere würden nicht einmal merken, dass ich da war. Gesagt, getan - und mein akribisches Eidechsen-Stalking zahlte sich aus: als ich mich nach ein paar Tagen entsprechend der beschrieben Methode an einer vielversprechenden Stelle platzierte, tauchte ein prächtiges Männchen tatsächlich genau dort auf, wo ich es erwartete (obwohl Herr Smaragdeidechse mich fast zwei Stunden warten ließ). Doch das Triumpfgefühl beim Anblick der Echse dauerte leider gerade mal ein paar Sekunden. Ich Depp hatte nicht bedacht, wo die Sonne stehen würde: ich hatte mich in einem so blöden Winkel aufgestellt, dass mein ersehntes Wunschmotiv komplett im Gegenlicht stand! Ich konnte klicken, soviel ich wollte: auf allen Fotos erschien der vermaledeite Mini-Drache nur als eine fast schwarze Silhouette. Und natürlich war er auch so rasch wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Völlig entnervt verfluchte ich meine unsägliche Dummheit und stand kurz davor, meine teure neue Kamera mitsamt mir selbst gegen die nächste Mauer zu werfen; dann erinnerte ich mich glücklicherweise an das kalte Bier, das im Kühlschrank auf mich wartete, und ich erkannte, dass das Leben noch immer lebenswert war ;-). Stattdessen versprach ich mir, es beim nächsten Mal besser zu machen. Am nächsten Tag war ich umsichtig genug, mich an einer Stelle zu positionieren, von der aus das Objekt meiner fotografischen Begierde perfekt "ausgeleuchtet" sein würde (aus der Perspektive der Eidechse würde nun ich die dunkle Silhouette im Gegenlicht sein ;-). Dann war Warten angesagt. Und so wartete ich - und zwar für eine ganze Weile. Ich hatte mich kurz vor 10 Uhr in Stellung gebracht, und entgegen der mässigen Wetterprognose war es nun heiss und wurde immer heisser. Ich wartete fast drei Stunden (dies entspricht tatsächlich der Wahrheit: wenn ich mir mal etwas vogenommen habe, wird meine leider angeborene extreme Ungeduld nur noch von meiner noch extremeren Sturheit übertroffen). Es war das Pfingstwochenende und meine Nachbarn - die auf dem Weg zur Kirche an mir vorbeigekommen waren und mir da schon "leicht besorgte" Blicke zugeworfen hatten (wie auch schon am Vortag) - sahen mich nun, da sie mich auf dem Rückweg immer noch hier antrafen, mit Gesichtern an, die keinen Zweifel daran liessen, dass sie mich für vollkommen übergeschnappt hielten. Schliesslich, dem Hitztetod gefährlich nahe, hatte auch ich genug. Doch just als ich bereit war, die Zelte abzubrechen, sah ich eine Bewegung im Gras. Und plötzlich war die Echse da: zwar noch kaum sichtbar im dichten, grünen Wiesenteppich, aber sie kam eindeutig auf mich zu. Ein paar Sekunden später tauchte ein regelrechter Smaragdeidechsenkönig auf, in seiner ganzen grünen und türkisblauen Pracht (und perfekt im Licht) - und in diesem Moment hörte ich laute, fröhliche Kinderstimmen hinter mir, die sich rasch näherten. Zwei kleine Jungs kamen angerannt - und die Smaragdeidechse blieb wie angewurzelt stehen (leider war sie für ein gutes Foto noch etwas zu weit weg). Ich bin kein religiöser Mensch, aber in dem Moment begann ich innbrünstig zu beten ("Lieber Gott: das lässt du nicht zu; BITTE lass diese Kinder nicht hierher kommen - BIIITTTEEE!!!!!"). Aber Gott hatte offensichtlich nicht vergessen, dass ich mich normalerweise als Atheisten bezeichne, und natürlich rannten die beiden Kids genau dahin, wo ich mich befand - und wo sich der Herr Smaragdeidechse nun verabschiedete. Soviel Rufen und Rennen war zuviel des Guten für meinen Eidechsenkönig: Arrivederci, Aurevoir und auf Wiedersehen im nächsten Jahr - und weg war er. Und das war's dann. Ich konnte es nicht glauben; ich spürte eine Woge von so immenser Frustration über mir mich hinwegspülen, dass ich bereute, jemals eine Kamera in die Hand genommen zu haben. Wer sich nun (nicht ganz unbegründet) Sorgen um das Schicksal der beiden Buben macht, sei an dieser Stelle beruhigt: beide sind unverletzt und vollkommen wohlauf ;-) Es war der erste Tag ihrer Pfingstferien, und sie waren gerade erst mit ihren Eltern mit dem Auto im Dorf angekommen. Nun fragten sie mich unschuldig, wo denn die Pferdchen hin seien (ich stand nämlich neben der verlassenen Pferdeweide); die beiden hatten sich anscheinend die ganze Fahrt über auf diese "Pferdchen" gefreut und waren nun sichtlich enttäuscht. Ich holte tief Luft und murmelte, dass ich keine Ahnung hätte. Ich weiß nicht, wie sich andere Fotografen in meiner Situation gefühlt hätten, aber mir war vor Hitze und Ärger regelrecht übel und ich wollte nur allein sein (um mir in aller Ruhe sämtliche Haare auszureissen und anschliessend das wunderschöne Geräusch zu geniessen, das meine Kamera bei einer direkten Begegnung mit meiner Hausmauer machen würde). Aber natürlich hatten die beiden Jungs andere Pläne. Kaum war klar, dass es keine Pferdchen gab, rückte ich auf der Interessenskala der Kids automatisch nach oben und war nun die Hauptattraktion, und die beiden waren noch lange nicht mit mir fertig. Es blieb mir also nichts Anderes übrig, als mein Selbstmitleid vorübergehend zu verdrängen und zu akzeptieren, dass die beiden Jungs mein in Entstehung begriffenes Meisterwekrk ja nicht absichtlich vernichtet hatten (und auch, dass ich mit meiner neuen Kamera nie das ersehnte Bild würde schiessen können: das Universum war eindeutig dagegen). Die Buben wollten unbedingt wissen, was ich denn fotografierte, und so erzählte ich ihnen alles über Smaragdeidechsen; über ihre fantastischen Farben; darüber, wie selten und wie scheu sie wären, und dass sie zu den größten Eidechsen Europas gehören würden und eine geschützte Art wären - und meine beiden neuen Freunde wurden von meinen blumigen Schilderungen umgehend in den Bann gezogen. Selbstverständlich wollten sie jetzt hier mit mir warten und dieses magische Wesen mit eigenen Augen sehen. Ich lächelte nur müde und versicherte ihnen, dass das scheue Reptil nach all dem Lärm, den "wir" gemacht hatten, leider so bald auf keinen Fall zurückkommen würde, und schon rief einer der Jungen: "Ich sehe es!" Und - ich traute meinen Augen kaum - das tat er tatsächlich. Offenbar hatte mein Eidechsenkönig in der Zwischenzeit beschlossen, dass ein bisschen Rennen und Rufen doch nicht genügte, um ihn von seinem Lieblingsplätzchen für ein mittägliches Sonnenbad fernzuhalten, einem kleinen Haufen trockenen Grases unter dem Pferdezaun. Ich forderte die Kinder auf, ganz still zu verharren - was sie auch sofort machten - und dann konnten wir alle drei dabei zusehen, wie dieses wunderschöne Reptil ganz langsam und vorsichtig aus der Wiese auf den Grashaufen kroch, wo es sich mit grosser Sorgfalt genau so positionierte, dass es die perfekte Menge Sonnenlicht abbekam (beim ersten Foto ist die Sonne noch hinter den Wolken verborgen, danach wurde das Sonnenlicht immer stärker, und man kann in der Fotogalerie gut sehen, wie sich die Farben der Eidechse je nach Licht verändern). So kam ich am Ende doch noch zum ersehnten Foto - und zu vielen weiteren während der nächsten Tage und Wochen, da die Tiere sich etwas an mich zu gewöhnen schienen (Interessierte können die Bilder gerne auf meiner Website anschauen). Während des restlichen Urlaubs liefen mir die beiden Kinder immer mal wieder über den Weg, und jedes Mal erzählten sie wieder begeistert von dieser fantastischen, blauköpfigen Eidechse, die sie an jenem Tag mit mir gesehen hatten. Wer weiss, vielleicht hat diese Begegnung ja ihr Interesse an der Natur geweckt (ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass sich die Pferdchen bem nächsten Urlaubsbesuch der beiden Jungs in unserem Dorf gegen etwas Konkurenz aus dem Reptilienreich werden durchsetzen müssen ;-)
- Smaragdeidechsen im Maggiatal
Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), Männchen beim Sonnenbad, Maggiatal, Tessin, Schweiz (09-2023) Das Maggiatal im Kanton Tessin (Schweiz) ist unter Natur- und Reptilienfans bekannt für seine beträchtliche Population an Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata), selbst hatte ich diese allerdings bisher noch nie beobachten können. Im September 2023 hatte ich dann endlich mal die Gelegenheit, eine kurze Wanderung in diesem Naturparadies zu machen, und trotz nicht idealer Wetterbedingungen (der Himmel war mehrheitlich bewölkt), konnte ich die wunderschönen Smaragdeidechsen des "Vallemaggia" aus nächster Nähe beobachten und fotografieren. Eine ebenfalls naturbegeisterte Freundin hatte mich zu dieser Wanderung eingeladen, und der von ihr vorgeschlagene Pfad führte uns zwischen vielen Ruinen und mehrheitlich verlassenen "Rustici" - so nennen die Einheimischen die uralten Steinhäuser, welche typisch für das Tessin sind - hindurch. Und es sind insbesondere die Trockenmauern dieser zerfallenden Bauten, welche hervorragende Bedingungen für Eidechsen bieten. Perfekte Bedingungen für Smaragdeidechsen: Rustici im Maggiatal, Tessin (Schweiz) Die alten Mauern und Steinhaufen bieten den Tieren ideale Versteckmöglichkeiten und Plätzchen, um sich an der Sonne aufzuwärmen, und da auch viele Pflanzen und Flechten zwischen den Steinen wachsen, sind die Smaragdeidechsen hier trotz ihrer intensiv grünen Farbe gut getarnt. Der ideale Lebensraum für Smaragdeidechsen: Steinhaufen und Ruinen im Maggiatal im Tessin (Schweiz) Ich musste nicht lange warten, bis ich zwischen den Steinen die erste Lacerta bilineata zu Gesicht bekam - ein subadultes Weibchen - ich muss aber gestehen, dass meine äusserst ortskundinge Begleiterin mit jedem Steinhaufen so vertraut war, dass sie genau vorhersagen konnte, wo wir fündig werden würden, und wo nicht. Smaragdeidechse im Maggiatal (Tessin, Schweiz), subadultes Weibchen im September 2023 Smaragdeidechse im Maggiatal (Tessin, Schweiz), subadultes Weibchen beim Aufwärmen auf einem Stein, September 2023 Smaragdeidechse im Maggiatal (Tessin, Schweiz), subadultes Weibchen beim Aufwärmen, September 2023 Selten habe ich so viele Smaragdeidechsen gesehen, wie während dieser kurzen Wanderung im Maggiatal! Trotz des bedeckten Himmels war die Luft noch sommerlich warm, und auf fast jedem Steinhaufen beidseits des Weges fanden sich diese imposanten - die grössten Tiere erreichen Längen von mehr als 40 cm - und aussergewöhnlich schönen Reptilien, die hier erstaunlicherweise kaum Scheu vor Menschen zeigten. Obwohl Smaragdeidechsen im Herbst nicht mehr ganz so auffällig sind, wie während der Paarungszeit im Frühling (von etwa April bis Juni sind Gesicht und Kehle bei den meisten Männchen leuchtend blau gefärbt), war ich beeindruckt von den prächtigen Farben der lokalen Population. Die Tiere fanden sich nicht nur auf den warmen Steinen der Trockenmauern und Rustici entlang des Wegs, auch auf Holzbalken und auf dem trockenen Moos - wo sie besonders gut getarnt waren - konnten wir sie mit etwas Glück entdecken. Je nachdem, was das Habitat gerade bot, passten sie sich an und suchten sich die Stellen, die sich am raschesten erwärmten. Ganz besonders habe ich mich über ein Smaragdeidechsenweibchen gefreut, das in den Blüten eines verwilderten Trompetenstrauchs, der sich über das Dach eines Rustico rankte, nach Nahrung suchte. Auf dem ersten Bild sieht man mich (von meiner Begleiterin mit dem Smartphone aufgenommen), wie ich diese "Blumenechse" zu fotografieren versuche. Und auch nach dieser besonderen Foto-Session wurden wir von vielen weiteren Vertretern dieser aussergewöhnlichen Eidechsenspezies begrüsst, und zwischendurch auch immer mal wieder von den deutlich kleineren Mauereidechsen (Podarcis muralis). Für mich als Naturfreund und Eidechsenfan war diese Wanderung im Maggiatal ein geradezu magisches Erlebnis. Auffällig war die Dichte der Population der Smaragdeidechsen sowie die oftmals fehlende Scheu der Tiere bei Annäherung. Ich erkläre mir beides mit der Abgeschiedenheit des Habitats: es gibt dort weder Katzen (die mit Abstand grösste Bedrohung für Eidechsen in der Schweiz nebst intensiver Landwirtschaft und Habitatsverlust) noch Autos oder Mähmaschinen. In diesem nahezu intakten Ökosystem haben die Eidechsen weniger Grund, schreckhaft zu sein, da ihnen dort sowohl allgemein wie auch insbesondere von Menschen weniger Gefahren drohen. Auffällig war auch, dass wir nur ein Individuum ohne Schwanz sahen; im krassen Gegensatz dazu sehe ich rund um mein Dorf im Malcantone - in dem es sehr viele Katzen gibt - fast keine unversehrten Tiere. Fressfeinde wie Schlangen, Raubvögel, Marder, Wiesel und Fuchs, welche im Maggiatal sicherlich reichlich vorhanden sind, scheinen die Stabilität der dortigen Population nicht zu gefährden, und an die vielen Wanderer haben sich die Tiere offenbar gewöhnt. Ich halte es sogar für möglich, dass sich Smaragdeidechsenpopulationen entlang der stark frequentierten Wanderwege besonders gut entwickeln können, da die ständige Anwesenheit des Menschen die meisten Fressfeinde der Echsen wohl auf Distanz hält. Wie dem auch sei, das Maggiatal hat sich für mich als wahres Smaragdeidechsenparadies entpuppt, und ich kann es kaum erwarten, im Frühling für eine weitere "Expedition" zurückzukehren :-) Smaragdeidechsenmännchen beim Aufwärmen, Maggiatal, September 2023