Westliche Smaragdeidechse (Lacerta Bilineata): Suche
Wer Informationen über Westliche Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) sucht, oder einfach nur schöne Fotos, ist hier richtig. Was als kleines Fotoprojekt begonnen hat, um mir während des Covid Lockdowns die Zeit zu vertreiben, ist mittlerweile zum online "Smaragdeidechsen-Lexikon" geworden, in dem der Suchende alles über die faszinierenden und wunderschönen Reptilien findet: Verbreitung, Ernährung, Habitat, Verhalten, Lebenserwartung und eine ausführliche Beschreibung der Art sowie Anekdoten über meine eigenen Erlebnisse und Beobachtungen. Und natürlich vor allem: viele, viele Fotos :-)
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- Eidechsen, Schlangen und Insekten in den Garten locken: So geht's
Wer einen konventionellen Garten so umgestalten möchte, dass sich Reptilien wie Eidechsen und Schlangen - aber auch Insekten und viele andere Tiere - darin wohlfühlen, der muss eigentlich nicht viel tun. In der folgenden Fotostrecke zeige ich am Beispiel meines eigenen Gartens in 6 einfachen Schritten, wie man eine "Rasenwüste" in ein farbiges Naturparadies voller Leben verwandelt und Eidechsenhotels baut. Vor wenigen Jahren sah mein Garten im Tessin noch so aus: Ein solcher Rasen wie auf dem Foto oberhalb ist für die meisten Reptilien eine Katastrophe. Gerade Eidechsen können sich auf den Rasenstoppeln nur mühsam fortbewegen und werden auf der offenen Fläche zur einfachen Beute für Katzen und Raubvögel. Aber es gibt auch keine Blumen, die mit ihrem Nektar Insekten - die Nahrung für viele Tiere im Gaten - anlocken. Mein 1. Schritt war es, den Rasen mitsamt den Wurzeln komplett zu entfernen. Um den Garten etwas reptilienfreundlicher zu gestalten, wäre dieser Schritt zwar nicht zwingend notwendig gewesen (man kann Holz- und Steinhaufen schliesslich auch direkt auf den Rasen legen), aber mein Ziel war ein Naturparadies voller Wildblumen und Kräuter, das auch für Insekten und eigentlich alle lokalen Wildtiere attraktiv sein würde. Zudem hatte ich schon mal den Versuch unternommen, den Rasen nur partiell zu entfernen, was vorübergehend auch erfolgreich war: https://de.lacerta-bilineata.com/post/schwalbenschwanz-papilio-machaon-in-den-garten-locken-tessin-schweiz - aber im Jahr darauf schon hatte das Gras alles wieder überwuchert. Wer sich wundert, wie es überhaupt zu diesem grässlichen Rasen im Garten kam, dem sei ebenfalls der Link oberhalb empfohlen. Das Entfernen des Rasens habe ich Ende Februar vorgenommen, da ich genügend Zeit haben wollte, um Wildblumen anzusäen, die noch im selben Jahr blühen würden. Tip zum Vorgehen : mit dem Spaten einer Linie entlang in den Rasen stechen bis in die Tiefe der Rasenwurzeln (die Tiefe der Wurzeln lässt sich einfach überprüfen, indem man eine angestochenes Stück Rasen mal hochzieht - sie ist bei herkömlichen Rasensorten aber selten sehr tief). Die angestochene Fläche lässt sich dann oftmals wie ein Teppich mitsamt den Wurzeln "aufrollen", wodurch man sehr rasch vorwärtskommt. Nachdem der Rasen entfernt war, habe ich die Erde dort, wo dies nötig war, oberflächlich etwas mit einer Harke aufgelockert, um dem Saatgut eine etwas einfachere Keimung zu ermöglichen - das war Schritt 2. Anschliessend hab ich als 3. Schritt ein paar Wege angelegt, indem ich an den gewollten Stellen einfach die Erde flach getreten habe. Solche Wege sind hilfreich, wenn man - wie ich - gerne im Garten die Tiere beobachtet und fotografiert und sich dabei fortbewegen will, ohne die Pflanzen zu zertrampeln. Man könnte auch noch etwas Schotter auf diese Wege sträuen, ich hab jetzt vorerst mal darauf verzichtet (im Nachhinein hab ich mich aber etwas geärgert, dass ich die Wege so symmetrisch angelegt habe, weil dies überhaupt nicht nötig gewesen wäre). Diese Wege sind aber auch wichtig, da dort mehr Sonnenlicht einfällt, was gewisse Pflanzen brauchen; durch die unterschiedlichen Lichtverhältnisse bilden sich im Garten mit der Zeit dann automatisch unterschiedliche Mikroklimata mit entsprechend variierender Flora und Fauna. Aber auch Schlangen und Eidechsen benutzen gerne solche Wege; sowohl um sich zu Sonnen wie auch zur einfacheren Fortbewegung. Nach dem Festtreten der Wege, habe ich - und das war Schritt 4 - die Samen für die geplante Blumenwiese direkt auf die lockere Erde der verbleibenden Gartenpartien ausgesträut (Saatgut für einheimische Wildblumenmischungen sind mittlerweile in jeder grösseren Gärtnerei und sogar in vielen Supermärkten erhältlich). Wildblumensamen brauchen keine weitere Hilfe zum Keimen, aber natürlich treiben sie schneller aus, wenn die Erde etwas feucht ist und die Temperaturen mild sind. Grundsätzlich ist vor allem Geduld angesagt. Auf dem Bild oben ist es Anfang Mai; es ist also etwas mehr als ein Monat seit der Aussaat vergangen, und man sieht, dass die Wildblumen gekeimt haben (die grösseren sichtbaren Pflanzen - es handelt sich unter anderem um Schwertlilien, Phlox, Rosmarin, Lavendel, Feldskabiosen und Margheriten - wachsen schon seit Jahren im Garten; die hatte ich nicht entfernt). Schritt 5 bestand darin, dass ich jede Menge Steine in den Garten gebracht habe. Mit diesen habe ich eine natürliche Grenze zwischen der geplanten Wildblumenwiese und den schon vorhandenen Gartenblumen geschaffen. Die Steine und Steinhaufen sind allesamt so angelegt, dass es unter und zwischen ihnen viele Hohlräume gibt, in welchen sich Reptilien verstecken können. Flache Steine eignen sich für solche "Eidechsenhotels" besonders gut, denn wenn man sie schräg gegeneinander stellt, entstehen darunter ideale Verstecke, die für Schlangen und Eidechsen wie kleine Tunnels funktionieren. Gerade Eidechsen sonnen sich aber auch sehr gern auf solchen Steinen. Zudem sorgen sie wie die Wege für offene Flächen im Garten, wo mehr Sonnenlicht einfallen kann. Wieder sind etwa 3 Wochen vergangen; das Bild oben stammt von Ende Mai. Wie man sieht, wachsen die Pflanzen, während die Wege frei bleiben. In der Zwischenzeit habe ich als 6. Schritt auch noch mehrere kleine Baumstrünke in den Garten gebracht. Holz hat gerade im Frühjahr und im Herbst gegenüber Stein den Vorteil, dass es sich rasch erwärmt, weswegen Reptilien es während der kühlen Jahreszeiten zum Sonnen bevorzugen. Aber zusammen mit dem Steinhaufen bieten diese Holzstrünke den Reptilien in meinem Garten auch erhöhte Positionen, von wo aus sie ihre Umgebung beobachten können. Eidechsen sind sehr territorial, und solche "Aussichtsplätze" bilden oftmals wichtige Fixpunkte in ihrem Revier, welche sie gegen Rivalen verteidigen. Im nächsten Bild habe ich diese Stellen extra hervorgehoben: Im Laufe des Jahres zogen mehrere Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) in den Garten ein, und ein Männchen nutzte ab August genau diese 4 Fixpunkte (siehe Bildstrecke unten). Es ist wichtig zu erwähnen, dass es in der Umgebung rund um meinen Garten schon immer Smaragdeidechsen gab, jedoch waren sie während der Zeit der "Rasenwüste" nicht mehr in meinen Garten anzutreffen. Die Kombination von vielen Katzen in der Nachbarschaft und den fehlenden Versteckmöglichkeiten in meinem Garten war für die Tiere tödlich. Kaum hatte ich aber den Rasen komplett entfernt und Holz- und Steinhaufen für die Reptilien angelegt, ging es nicht lange, bis die Eidechsen - und auch Schlangen - den Garten wieder besiedelten. Somit haben in meinem Fall die geschilderten 6 Schritte genügt, um aus meinem Garetn ein Habitat für diese faszinierenden und wunderschönen Tiere zu erschaffen. Voraussetzung dafür war aber, dass es in dem Gebiet rund um meinen Garten noch Reptilienpopulationen gab, was leider an vielen Orten nicht mehr gegeben ist. Die Nummern der Standorte auf den nachfolgenden Bildern beziehen sich auf das Foto oben: Auch den unteren Teil des Gartens habe ich mit Baumstrünken, Holzhaufen und Steinhaufen reptilienfreundlich gestaltet. Wichtig zu erwähnen: Über den ganzen Garten verteilt sollten Versteckmöglichkeiten für Reptilien nicht zu weit auseinander liegen, damit sich die Tiere nie allzuweit ungeschützt über offene Flächen bewegen müssen. Beim Anlegen der Sonnenplätzchen und Verstecke habe ich zudem darauf geachtet, wo in meinem Garten jeweils schon früh am Morgen und auch noch Abends die Sonne hinscheint. Dieses Vorgehen hat sich bewährt; bald schon konnte ich Schlangen und Eidechsen mit den ersten - und den letzten - Sonnenstrahlen in meinem Garten beobachten. Das ganze Jahr über konnte ich Schlangen und Smaragdeidechsen in meinem Naturgarten beobachten, aber auch viele weitere Tiere - besonders Insekten und Vögel - kamen auf Besuch. Insbesondere Hummeln, Bienen und Schmetterlinge freuten sich über die Vielzahl von unterschiedlichen Blütenpflanzen, denn die Wildblumen entwickelten sich fantastisch, wie die nachfolgende Fotogalerie zeigt: Wer Freude an der Natur hat, dem kann ich nur empfehlen, es mir gleich zu tun, und seinen Garten in ein farbiges Paradies für Wildtiere zu verwandeln. So weit es mich betrifft, bin ich sehr zufrieden mit dem Resultat :-)
- Eine Grüne Eidechse Gesehen? Das War Eine Smaragdeidechse
Falls Sie eine grosse, grüne Eidechse gesehen haben, und sich nun fragen, was das für ein Reptil war, die Antwort lautet ziemlich sicher: das war eine Smaragdeidechse. Und falls sie das Tier in Deutschland, der Schweiz, Frankreich oder Italien gesehen haben, dann handelte es sich um eine Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata). Ziel dieses Beitrags ist es, alle Informationen über diese beeindruckenden, leuchtend grünen Echsen mit möglichst vielen Fotos in einem kurzen Portrait zusammenzufassen: Aussehen, Verhalten, Verbreitung, Ernährung und vieles mehr. Die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) ist eine grosse, grüne Eidechsenart, wobei die männlichen Tiere oftmals einen blauen Kopf aufweisen. Gesicht und Kehle ist auch bei den weiblichen Tieren nicht selten türkis oder bläulich - insbesondere im Frühling während der Paarungszeit - die Farben sind aber meist weniger intensiv als bei den Männchen. Das natürliche Verbreitungsgebiet der ca. 30 - 45 cm langen Reptilien reicht vom Norden Spaniens bis nach Italien, die Art kommt jedoch nicht flächendeckend vor. So sind in Deutschland nur vereinzelte Populationen in Rheinland-Pfalz (mittleres Rheintal sowie entlang der unteren Mosel und der Nahe) und in Hessen (Lohntal) dokumentiert. In der Schweiz findet man die Eidechsenart nur in den südlichen Gebieten: im Tessin, im Wallis, in Genf und Chablais vaudois sowie in den Bündner Südtälern. Die Westliche Smaragdeidechse unterscheidet sich äusserlich kaum von der Östlichen Smaragdeidechse (Lacerta viridis), welche Österreich und das gesamte Südosteuropa besiedelt. Verwechselt wird sie zudem oftmals mit den Männchen der Zauneidechse (Lacerta agilis), die zwar auch grün sind, aber erheblich kleiner. Der lateinische Name "Lacerta bilineata" bedeutet "Eidechse mit zwei Linien", was sich auf die besonders bei jungen bis subadulten Smaragdeidechsen ausgeprägten hellen Linien auf dem Rücken bezieht. Diese Linien verschwinden meist innerhalb von 1 bis 2 Jahren. Allerdings können diese Linien bei weiblichen Tieren manchmal auch im erwachsenen Alter erhalten bleiben. Allgemein ist bei den Weibchen das Aussehen im Gegensatz zu den Männchen äusserst variantenreich. Die Männchen sind etwas grösser und auch massiger als die Weibchen und im Aussehen viel einheitlicher. Westliche Smaragdeidechsen ernähren sich vorwiegend von wirbellosen Tieren wie Schnecken, Insekten oder Würmern. Wie die meisten Eidechsen sind sie aber Opportunisten und fressen auch andere kleine Tiere, sofern diese in ihr Maul passen; hin und wieder werden auch Beeren gefressen. Als Habitat bevorzugen sie eine Mischung aus Gebüsch und offenen Flächen; Waldränder oder Hecken entlang eines gut besonnten Wegs sind ideal. Mit ca. 2 Jahren sind Westliche Smaragdeidechsen ausgewachsen, wobei ihre Lebenserwartung vermutlich 10 - 15 Jahre beträgt. Für den Menschen sind diese wunderschönen Echsen komplett ungefährlich und im Garten als Schneckenjäger sogar Nützlinge. Sie sind je nach Region zwar meistens sehr scheu, aber ab ca. März/April lassen sich die wechselwarmen Reptilien bei gutem Wetter besonders am Morgen gut beobachten, wenn sie sich auf einem Stein oder Stück Holz an der Sonne aufwärmen. Eine ausführliche Beschreibung der Spezies mit vielen zusätzlichen Informationen, Fotos und Filmaufnahmen finden Sie hier.
- Die Einzige "Vogelspinne" In Mitteleuropa: Die Tapezierspinne
Vogelspinnen in Deutschland, der Schweiz und Österreich? Spinnen mit riesigen Giftklauen in Frankreich und Italien, die in Erdhöhlen ihrer Beute auflauern wie ihre tropischen Verwandten - gibt es das? Die Antwort auf diese Frage lautet: jawohl - oder mindestens fast. Es gibt in Mitteleuropa zwar keine "echten" einheimischen Vogelspinnen (als Vogelspinnen gelten Spinnen aus der Familie der Theraphosidae), aber es gibt bei uns tatsächlich eine einzige Spinnenfamilie, die zu den Vogelspinnenartigen (Mygalomorphae) und damit zu den engsten Verwandten der Vogelspinnen gehört, und das sind die Tapezierspinnen (Atypidae). Die Tapezierspinnen sind in Mitteleuropa nur mit 3 Arten vertreten (Atypus affinis, Atypus muralis, Atypus piceus), und obwohl sie nicht sehr gross werden (ca. 1.5 - 2 cm), ist ihnen ihre Verwandtschaft mit den Vogelspinnen deutlich anzusehen. Ihre Giftklauen - die "Cheliceren" - sind im Verhältnis zu ihrem Körper riesig, und wie bei allen Vogelspinnenartigen, stehen sie fast parallel zueinander mit den Spitzen nach vorn gerichtet. Bei den meisten anderen Spinnen sind die Spitzen der Cheliceren nach innen gerichtet, sodass sie wie mit einer Zange zubeissen können. Das Gift von Atypus Spinnen ist für Menschen zwar nicht gefährlich (sofern keine allergische Reaktion erfolgt), aber aufgrund der Grösse der Giftklauen kann ein Biss durchaus schmerzhaft sein. Die Giftklauen unserer "kleinen Vogelspinne" sind wahrlich furchteinflössend: sie machen beinahe ein Drittel der Körpergrösse aus! Und auch die Lebenserwartung der Familie Atypus ist beeindruckend; wie ihre exotischen grossen Verwandten leben sie nämlich deutlich länger, als unsere herkömmlichen Spinnen, welche selten älter als 1-3 Jahre alt werden. So können Atypus Weibchen bis 10 Jahre alt werden. Jedoch bekommt man Taperzierspinnen fast nie zu Gesicht, denn wie die meisten Vogelspinnen, leben auch Tapezierspinnen in Erdhöhlen. Diese "tapezieren" sie mit Seide; das Netz ist somit wie ein "Strumpf" bzw. Schlauch angelegt. Am oberen Ende geht die Höhle in den Fangschlauch über, der knapp über der Erdoberfläche liegt, und mit eingewobenem Material wie Blättern gut getarnt ist. Läuft ein Beutetier, z.B. ein Insekt, darüber, wird es von der Spinne mit ihren riesigen Giftklauen durch das Netz hindurch ins Innere des Fangschlauchs gezerrt; dieser wird anschliessend wieder repariert. Wie selten Tapezierspinnen sind, ist schwer zu sagen (in Deutschland gelten sie als bedrohte Art), da man sie aufgrund ihrer mehrheitlich unterirdischen Lebensweise schwer findet und fast nie sieht. Die Spinne auf dem Foto habe ich aussergewöhnlicherweise im Hauseingang meines Ferienhauses im Tessin (Schweiz) gefunden; es hatte zuvor stark geregnet, und ich nehme an, ihre Erdhöhle war überflutet worden und sie suchte ein trockenes Plätzchen. Nach einer kurzen Foto-Session, hab ich das Tierchen wieder in meinem Garten freigelassen.
- Die Mauereidechse: Beschreibung Der Art
Die Mauereidechse (Podarcis muralis) ist eine Eidechsenart mit einer weiten Verbreitung in Europa. Die wunderschönen Reptilien kommen in Deutschland vor allem im Südwesten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vor; in der Schweiz ist sie zwar mehrheitlich auf der Südseite der Alpen im Tessin anzutreffen, jedoch verbreitet sie sich auch im Norden mehr und mehr. Sowohl in Deutschland wie in der Schweiz existieren aber viele kleine Populationen in anderen Landesteilen, wo die Tiere eingeschleppt wurden. In Grossbritannien war sie wahrscheinlich ursprünglich nicht heimisch, sie wurde dort in der Neuzeit aber eingeführt, und mittlerweile gibt es mehrere wachsende Populationen in verschiedenen Teilen des Landes. Die Reptilien wurden auch in Nordamerika eingeführt, wo sie manchmal als Europäische Mauereidechsen (European Wall Lizard) oder Lazarus Eidechse (Lazarus Lizard) bezeichnet werden. Podarcis muralis kann bis zu 20 cm lang werden und ist eine kleine, dünne Echse, deren Schuppen in Farbe und Musterung stark variieren, was man auf den Fotos unten gut erkennen kann. Die Weibchen sind in der Regel etwas kleiner als die Männchen. Mauereidechsen ernähren sich hauptsächlich von Gliederfüßern wie Insekten und Spinnen, sie mögen aber auch Schnecken und Würmer. Die Tiere sind nicht wählerisch und fressen eigentlich so ziemlich alles Getier, was in ihr Maul passt - und gelegentlich auch mal eine Beere. Mauereidechsen teilen sich oftmals denselben Lebensraum mit den erheblich größeren Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) , und falls Sie sich nun fragen, wie sie mit ihren dominanteren und viel auffälliger gefärbten Cousinen auskommen, so lautet die Antwort: "It's complicated" ;-) Kleinere Exemplare von Podarcis muralis rennen wie der Teufel, wenn sie in die Nähe einer ausgewachsenen Smaragdeidechse kommen (weil sie zu Recht befürchten, dass sie gefressen werden könnten), und selbst die größeren Mauereidechsen scheinen ihre grünen Nachbarn zumindest zu meiden. Aber es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass sich Mauereidechsen direkt neben den Bilineatas in der Sonne aalen oder sogar über sie hinwegklettern, ohne irgendwelche Anzeichen von Angst zu zeigen. Wahrscheinlich hängt der "Beziehungsstatus" dieser beiden Eidechsenarten davon ab, was für einen Lebensraum sie sich teilen, wie reichhaltig das Nahrungsangebot für beide Arten ist und ob sie einander überhaupt ausweichen können. Übrigens kommt es auch durchaus vor, dass Mauereidechsen sich gegenseitig fressen (ich war Zeuge eines solchen Vorfalls und habe ihn gefilmt ; weiter unten gibt es zudem auch noch ein Foto des "Kannibalen", dem das "Corpus Delicti" - der Schwanz des verspeisten Opfers - immer noch aus dem Maul hängt). Faszinierend ist auch, dass Mauereidechsen am selben Standort in mindestens sechs verschiedenen Aussehenstypen, sogenannten "Morphs" (abgeleitet von Morphologie) vorkommen können, was innerhalb einer einzigen Art - und dann noch im selben Habitat - im Tierreich etwas sehr Besonderes ist. Falls Sie also schon einmal grünliche Exemplare mit orangefarbenem Brust-/Bauchbereich, sowie braune Tiere mit gelber Unterseite oder grauebraune Mauereidechsen mit blauen "Saphiren" an den Seiten beobachtet haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass dies die Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen oder subadulten Tieren sein müssen, so lagen Sie ziemlich sicher falsch. All diese unterschiedlichen Exemplare können durchaus gleich alt sein und dasselbe Geschlecht haben - und sie gehören definitiv alle zur gleichen Art. Es ist nur so, dass sich Mauereidechsen im Laufe ihrer Evolution zu diesen sechs unterschiedlichen Aussehenstypen entwickelt haben (die auch bestimmte andere Unterschiede mit sich bringen, z. B. in Bezug auf ihr Immunsystem - all das können Sie bei Wikipedia nachlesen). Und darüber hinaus gibt es auch wahrscheinlich auch noch regionale Unterschiede. Obwohl Mauereidechsen also nicht so auffällige "Paradiesvögel" wie die Smaragdeidechsen sind, haben sie durchaus ein Faible für Abwechslung und bunte Variationen, und persönlich finde ich sie mindestens so schön, wie ihre extravaganten Cousinen :-) Alle hier gezeigten Individuen habe ich in meinem Garten im Tessin oder dessen unmittelbarer Umgebung fotografiert.
- Die Smaragdeidechse: Beschreibung Der Jungtiere
Westliche Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) sind als Jungtiere in der Regel braun, wobei die untere Gesichtspartie sowie Brust- und Bauchbereich gelbgrün sind. Mit dieser Färbung sind sie hervorragend getarnt, besonders im Gebüsch zwischen Blättern, wo sich die Reptilien während der ersten Monate nach dem Schlüpfen bevorzugt aufhalten. Als adoleszente und subadulte Tiere entwickeln sie innerhalb eines Jahres helle Linien an beiden Flanken, welche auch gepunktet sein können. Der lateinische Name der Art - Lacerta bilineata - bezieht sich auf dieses Farbmuster und bedeutet "Eidechse mit zwei Linien". Diese weissen Linien treten oft in Kombination mit schwarzen Flecken auf, bevor nach und nach das für erwachsene Männchen oder erwachsene Weibchen typische Farbmuster erscheint, welches nach 1.5 - 2 Jahren dominiert. Mit ca. 2 Jahren sind Westliche Smaragdeidechsen erwachsen und geschlechtsreif. Eine detailliertere Beschreibung der Spezies Lacerta bilineata mit viel mehr Fotos finden Sie hier .
- Die Smaragdeidechse: Beschreibung der Männchen
Ausgewachsene männliche Smaragdeidechsen der Art Lacerta bilineata haben normalerweise eine auffällig gelblich-grüne bis smaragdgrüne Farbe. Der Rücken ist durchsetzt mit schwarzen Punkten. Der Bauch ist gelb bis gelbgrün; das Gesicht blaugrün bis blau, wobei sämtliche Farben während der Paarungszeit viel intensiver sind. Insbesondere Kopf/Gesicht sind im Hochzeitskleid während der Monate Mai bis Juni oftmals leuchtend blau. Adulte Tiere erreichen Körperlängen (inkl. Schwanz) von 30-45cm. Der Schwanz ist meist etwa doppelt so lang, wie der Körper. Die Männchen sind ein wenig grösser als die Weibchen , mit einem etwas breiteren Kopf und Körper. Eine detailliertere Beschreibung der Westlichen Smaragdeidechse mit viel mehr Fotos finden Sie hier .
- Die Smaragdeidechse: Beschreibung Der Weibchen
Bei Westlichen Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) sind adulte weibliche Tiere in der Regel etwas kleiner als die Männchen. Sie erreichen zwischen 25-35cm Körperlänge, wobei der Schwanz etwa doppelt so lang ist, wie der Körper. Kopf und Rumpf der Weibchen sind etwas schmaler als bei männlichen Tieren. Im Gegensatz zu den Männchen , gibt es beim Aussehen der Weibchen grosse Unterschiede. Besonders die Farben und Farbmuster variieren stark. Die Färbung reicht von braun bis dunkelgrün und von hellgrün bis hin zu smaragdgrün, türkis und blau. Auch Varianten, die fast identisch wie Männchen aussehen, sind möglich. Die Rückenmuster der Weibchen sind sehr unterschiedlich und können sowohl einheitlich gefärbt wie auch gefleckt oder gestreift sein. Nachfolgend ein paar weitere Beispielbilder von weiblichen Smaragdeidechsen; eine noch genauere Beschreibug der Art Lacerta bilineata sowie eine grössere Anzahl von Beispielfotos für die unterschiedliche Morphologie der Weibchen finden Sie hier .
- Smaragdeidechsen In Der Schweiz Beobachten Und Fotografieren: Ein Erlebnisbericht
Wenn Männchen der Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) verliebt sind, färbt sich ihr Gesicht intensiv blau. Diese Veränderung der Hautfarbe ist übrigens besonders typisch für die Populationen im Tessin in der Schweiz; nicht überall in Europa, wo diese Reptilienart vorkommt, lässt sich eine solch ausgeprägte Blaufärbung während der Paarungszeit beobachten. Der Wechsel der Farbe geschieht nicht sofort (Smaragdeidechsen können ihre Farbe nicht wie Chamäleons nach Belieben ändern); die Tiere müssen erst ihre alte, etwas weniger farbenfrohe Haut abstreifen. Sobald das geschehen ist, erscheinen sie in dem leuchtenden "Hochzeitsgewand", das man auf dem Foto sieht (mehr Fotos finden sich am Ende des Beitrags). Mit diesem schillerenden Aussehen versuchen sie, die Weibchen während der Paarungszeit im Mai und Juni zu beeindrucken, aber die Farben sind am intensivsten direkt nach der Häutung. Ich hatte das Glück, dieses prächtige Männchen genau in diesem Moment zu erwischen; man kann sogar noch Teile der alten, dunklen Haut sehen, die noch nicht ganz überall verschwunden ist. Bis dieses Bild im Kasten war, musste ich allerdings mehr als nur ein paar Hürden überwinden. Die nachfolgende Anekdote ist zwar - falls überhaupt - wahrscheinlich nur für Naturfotografen von Unterhaltungswert (von denen wohl jeder und jede schon ähnliche Leidensgeschichten erlebt hat), aber wer weiss; vielleicht finden auch andere Leser was zum Schmunzeln ;-) ) Ich beobachte und fotografiere schon seit vielen Jahren Smaragdeidechsen im Garten meines Ferienhauses im Tessin in der Schweiz, war allerdings bis anhin immer etwas enttäuscht von meinen Fotos, da meine relativ billige Kompaktkamera die Schönheit der Tiere irgendwie nie richtig einzufangen vermochte. Im Frühling 2021 hatte ich mir nach langem Hin und Her dann aber endlich eine Kamera gekauft, von der ich mir eine deutlich höhere Fotoqualität erhoffte (wenigstens die Preisqualität war definitiv höher ;-). Dermassen ausgerüstet - davon war ich überzeugt - stand einer perfekten Aufnahme eines wunderschönen Lacerta bilineata Männchens während der Paarungszeit nichts mehr im Wege. Als ich mich zu Beginn meiner sehnlichst erwarteten Ferien mit der teuren neuen Kamera dann endlich auf Safari in meinen Garten begab, voller Vorfreude auf ein naturfotografisches Highlight, das seinesgleichen suchen würde, glänzten die Zielobjekte und Hauptdarsteller meines geplanten Meisterwerks allerdings durch Abwesenheit. Ich konnte mein Pech kaum fassen: egal wo ich nachschaute, mein Garten war auf einmal gänzlich smaragdeidechsenfrei; nicht mal an ihren ehemals beliebtesten Sonnenplätzchen tauchten die Tiere auf. Mehrere kostbare Ferientage schwanden dahin, bis ich meine grünen Lieblinge schliesslich wieder fand, und zwar nur wenige Meter ausserhalb meines Gartens, in einem ausgedehnten Gebüsch am Rande einer leerstehenden Pferdeweide. Anscheinend war die gesamte Smaragdeidechsenpopulation dorthin umgezogen, was ziemlich sicher damit zu tun hatte, dass sie von der wachsenden Anzahl Katzen im Dorf - die sich leider geradezu auf Eidechsenjagd spezialisiert haben - in den Gärten praktisch non-stop belauert und massakriert wurde. In diesem Gebüsch waren die Echsen nun nicht nur weitgehend geschützt vor Bodenraubtieren, sondern die erhöhte Lage bot ihnen auch noch eine 360° Rundumsicht auf jede sich nähernde Gefahr. Meine Wunschmotive hatte ich jetzt zwar wieder gefunden, aber von meinem fotografischen Pendant zur Mona Lisa war ich leider noch weit entfernt. Smaragdeidechsen sind von Natur aus sehr scheu; diese offensichtlich komplett traumatisierte Gruppe von Überlebenden der Katzenmassaker war jedoch so hypernervös geworden, dass die Tiere bei der geringsten Annäherung sofort ins dichteste Blattwerk des Gebüschs flüchteten. So oft und so vorsichtig ich mich auch näherte; egal ob schleichend, gebückt oder auf allen Vieren (besonders das Letztere war im Rückblick keine gute Idee, da ich so aus Sicht der Eidechsen wohl einfach wie die grösste und hässlichste Katze der Welt aussah): unter lautem Geraschel verschwanden die Tiere jedesmal, bevor ich ein brauchbares Foto schiessen konnte - bis ich schliesslich entnervt aufgab. Da ich auf direktem Weg nicht zum Ziel gelangen würde, war eine Strategieänderung angezeigt. Ich wusste, Smaragdeidechsenmännchen haben grosse Territorien, durch die sie regelmässig "patroullieren" um zu jagen und allfällige Rivalen zu vertreiben; ich brachte nun also die nächsten Tage damit zu, das Gebüsch zu observieren wie ein FBI Agent, der sich auf die Razzia in einem vermuteten Mafiaversteck vorbereitet (meine Ferien schmolzen weiter dahin, ohne dass ich bisher ein einziges brauchbares Bild geschossen hatte; geschweige denn ein "Mona Eidechse" Meisterwerk, wie es mir vorschwebte). Mein Plan war es, herauszufinden, zu welchen Tageszeiten ungefähr die Männchen jeweils das Gebüsch verliessen und wann sie in etwa wo in ihrem Territorium aufkreuzen würden. Somit könnte ich mich dann schon vor ihnen dort mit meinem Stativ in Stellung bringen, ganz mit der Umgebung verschmelzen und die Tiere würden nicht einmal merken, dass ich da war. Gesagt, getan - und mein akribisches Eidechsen-Stalking zahlte sich aus: als ich mich nach ein paar Tagen entsprechend der beschrieben Methode an einer vielversprechenden Stelle platzierte, tauchte ein prächtiges Männchen tatsächlich genau dort auf, wo ich es erwartete (obwohl Herr Smaragdeidechse mich fast zwei Stunden warten ließ). Doch das Triumpfgefühl beim Anblick der Echse dauerte leider gerade mal ein paar Sekunden. Ich Depp hatte nicht bedacht, wo die Sonne stehen würde: ich hatte mich in einem so blöden Winkel aufgestellt, dass mein ersehntes Wunschmotiv komplett im Gegenlicht stand! Ich konnte klicken, soviel ich wollte: auf allen Fotos erschien der vermaledeite Mini-Drache nur als eine fast schwarze Silhouette. Und natürlich war er auch so rasch wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Völlig entnervt verfluchte ich meine unsägliche Dummheit und stand kurz davor, meine teure neue Kamera mitsamt mir selbst gegen die nächste Mauer zu werfen; dann erinnerte ich mich glücklicherweise an das kalte Bier, das im Kühlschrank auf mich wartete, und ich erkannte, dass das Leben noch immer lebenswert war ;-). Stattdessen versprach ich mir, es beim nächsten Mal besser zu machen. Am nächsten Tag war ich umsichtig genug, mich an einer Stelle zu positionieren, von der aus das Objekt meiner fotografischen Begierde perfekt "ausgeleuchtet" sein würde (aus der Perspektive der Eidechse würde nun ich die dunkle Silhouette im Gegenlicht sein ;-). Dann war Warten angesagt. Und so wartete ich - und zwar für eine ganze Weile. Ich hatte mich kurz vor 10 Uhr in Stellung gebracht, und entgegen der mässigen Wetterprognose war es nun heiss und wurde immer heisser. Ich wartete fast drei Stunden (dies entspricht tatsächlich der Wahrheit: wenn ich mir mal etwas vogenommen habe, wird meine leider angeborene extreme Ungeduld nur noch von meiner noch extremeren Sturheit übertroffen). Es war das Pfingstwochenende und meine Nachbarn - die auf dem Weg zur Kirche an mir vorbeigekommen waren und mir da schon "leicht besorgte" Blicke zugeworfen hatten (wie auch schon am Vortag) - sahen mich nun, da sie mich auf dem Rückweg immer noch hier antrafen, mit Gesichtern an, die keinen Zweifel daran liessen, dass sie mich für vollkommen übergeschnappt hielten. Schliesslich, dem Hitztetod gefährlich nahe, hatte auch ich genug. Doch just als ich bereit war, die Zelte abzubrechen, sah ich eine Bewegung im Gras. Und plötzlich war die Echse da: zwar noch kaum sichtbar im dichten, grünen Wiesenteppich, aber sie kam eindeutig auf mich zu. Ein paar Sekunden später tauchte ein regelrechter Smaragdeidechsenkönig auf, in seiner ganzen grünen und türkisblauen Pracht (und perfekt im Licht) - und in diesem Moment hörte ich laute, fröhliche Kinderstimmen hinter mir, die sich rasch näherten. Zwei kleine Jungs kamen angerannt - und die Smaragdeidechse blieb wie angewurzelt stehen (leider war sie für ein gutes Foto noch etwas zu weit weg). Ich bin kein religiöser Mensch, aber in dem Moment begann ich innbrünstig zu beten ("Lieber Gott: das lässt du nicht zu; BITTE lass diese Kinder nicht hierher kommen - BIIITTTEEE!!!!!"). Aber Gott hatte offensichtlich nicht vergessen, dass ich mich normalerweise als Atheisten bezeichne, und natürlich rannten die beiden Kids genau dahin, wo ich mich befand - und wo sich der Herr Smaragdeidechse nun verabschiedete. Soviel Rufen und Rennen war zuviel des Guten für meinen Eidechsenkönig: Arrivederci, Aurevoir und auf Wiedersehen im nächsten Jahr - und weg war er. Und das war's dann. Ich konnte es nicht glauben; ich spürte eine Woge von so immenser Frustration über mir mich hinwegspülen, dass ich bereute, jemals eine Kamera in die Hand genommen zu haben. Wer sich nun (nicht ganz unbegründet) Sorgen um das Schicksal der beiden Buben macht, sei an dieser Stelle beruhigt: beide sind unverletzt und vollkommen wohlauf ;-) Es war der erste Tag ihrer Pfingstferien, und sie waren gerade erst mit ihren Eltern mit dem Auto im Dorf angekommen. Nun fragten sie mich unschuldig, wo denn die Pferdchen hin seien (ich stand nämlich neben der verlassenen Pferdeweide); die beiden hatten sich anscheinend die ganze Fahrt über auf diese "Pferdchen" gefreut und waren nun sichtlich enttäuscht. Ich holte tief Luft und murmelte, dass ich keine Ahnung hätte. Ich weiß nicht, wie sich andere Fotografen in meiner Situation gefühlt hätten, aber mir war vor Hitze und Ärger regelrecht übel und ich wollte nur allein sein (um mir in aller Ruhe sämtliche Haare auszureissen und anschliessend das wunderschöne Geräusch zu geniessen, das meine Kamera bei einer direkten Begegnung mit meiner Hausmauer machen würde). Aber natürlich hatten die beiden Jungs andere Pläne. Kaum war klar, dass es keine Pferdchen gab, rückte ich auf der Interessenskala der Kids automatisch nach oben und war nun die Hauptattraktion, und die beiden waren noch lange nicht mit mir fertig. Es blieb mir also nichts Anderes übrig, als mein Selbstmitleid vorübergehend zu verdrängen und zu akzeptieren, dass die beiden Jungs mein in Entstehung begriffenes Meisterwekrk ja nicht absichtlich vernichtet hatten (und auch, dass ich mit meiner neuen Kamera nie das ersehnte Bild würde schiessen können: das Universum war eindeutig dagegen). Die Buben wollten unbedingt wissen, was ich denn fotografierte, und so erzählte ich ihnen alles über Smaragdeidechsen; über ihre fantastischen Farben; darüber, wie selten und wie scheu sie wären, und dass sie zu den größten Eidechsen Europas gehören würden und eine geschützte Art wären - und meine beiden neuen Freunde wurden von meinen blumigen Schilderungen umgehend in den Bann gezogen. Selbstverständlich wollten sie jetzt hier mit mir warten und dieses magische Wesen mit eigenen Augen sehen. Ich lächelte nur müde und versicherte ihnen, dass das scheue Reptil nach all dem Lärm, den "wir" gemacht hatten, leider so bald auf keinen Fall zurückkommen würde, und schon rief einer der Jungen: "Ich sehe es!" Und - ich traute meinen Augen kaum - das tat er tatsächlich. Offenbar hatte mein Eidechsenkönig in der Zwischenzeit beschlossen, dass ein bisschen Rennen und Rufen doch nicht genügte, um ihn von seinem Lieblingsplätzchen für ein mittägliches Sonnenbad fernzuhalten, einem kleinen Haufen trockenen Grases unter dem Pferdezaun. Ich forderte die Kinder auf, ganz still zu verharren - was sie auch sofort machten - und dann konnten wir alle drei dabei zusehen, wie dieses wunderschöne Reptil ganz langsam und vorsichtig aus der Wiese auf den Grashaufen kroch, wo es sich mit grosser Sorgfalt genau so positionierte, dass es die perfekte Menge Sonnenlicht abbekam (beim ersten Foto ist die Sonne noch hinter den Wolken verborgen, danach wurde das Sonnenlicht immer stärker, und man kann in der Fotogalerie gut sehen, wie sich die Farben der Eidechse je nach Licht verändern). So kam ich am Ende doch noch zum ersehnten Foto - und zu vielen weiteren während der nächsten Tage und Wochen, da die Tiere sich etwas an mich zu gewöhnen schienen (Interessierte können die Bilder gerne auf meiner Website anschauen). Während des restlichen Urlaubs liefen mir die beiden Kinder immer mal wieder über den Weg, und jedes Mal erzählten sie wieder begeistert von dieser fantastischen, blauköpfigen Eidechse, die sie an jenem Tag mit mir gesehen hatten. Wer weiss, vielleicht hat diese Begegnung ja ihr Interesse an der Natur geweckt (ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass sich die Pferdchen bem nächsten Urlaubsbesuch der beiden Jungs in unserem Dorf gegen etwas Konkurenz aus dem Reptilienreich werden durchsetzen müssen ;-)
- Die Smaragdeidechse: Ein Blick Auf Das Reptilien-Habitat Tessin
Westliche Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) bevorzugen als Habitat eine Mischung aus Sträuchern und offenem Grasland, und die wechselwarmen Reptilien lieben es natürlich, sich auf einem schönen Steinhaufen oder anderen sonnen-exponierten Strukturen wie Holzstapeln oder niedrigen Mauern zu sonnen. Und genaue solche Bedingungen bietet das Tessin. Die Bilder in den nachfolgenden Galerien zeigen den Ort, wo ich alle meine Fotos aufgenommen habe: meinen Garten in der wunderschönen Gemeinde Monteggio/Tresa in der Region Malcantone im Tessin (Schweiz). Die Fotos wurden über einen Zeitraum von fast 20 Jahren aufgenommen, und ich habe den Garten in dieser Zeit stark verändert, um einen idealen Lebensraum für Smaragdeidechsen und andere Reptilien zu schaffen. Wenn man sich aber auf die Palme konzentriert (die im Laufe der Jahre erheblich gewachsen ist) oder auf den Schuppen, der seit je an derselben Stelle steht, dann bekommt man ein Gefühl für die Topografie des Gartens. Im Sommer kann das Mikroklima in diesem Teil des Tessins fast tropisch sein, da es heiß und sehr feucht ist, mit häufigen Gewittern und starkem Regen, und ich bezeichne meinen Garten deshalb oftmals (halb) scherzhaft als meinen kleinen "Schweizer Regenwald". Der Ort bietet ideale Bedingungen für eine enorme Artenvielfalt, und wenn man sich die Fotos unten ansieht, kann man sich wohl leicht vorstellen, warum sich Smaragdeidechsen hier besonders wohlfühlen. Wenn man übrigens genau hinschaut, kann man rechts unten auf dem 4. Foto der ersten Galerie sowohl eine männliche Smaragdeidechse als auch ein Mauereidechsen Männchen ausmachen (das Foto gleich danach ist die vergrösserte Version derselben Aufnahme). Ein Männchen mit Stummelschwanz (vermutlich erst kürzlich einer Katze knapp entkommen), bei der Nahrungssuche im Gemüsegarten: Und hier bekommt man einen Eindruck von dem Gebiet, das an meinen Garten grenzt: ein ehemaliger Weinberg, der jetzt oft als Pferdeweide dient, umgeben von einem wunderschöne, wilden Wald.
- Die Smaragdeidechse: Farbe Und Aussehen
Die Smaragdeidechse ist mit ihrem blauen Kopf und leuchtend grünen Körper zweifellos die bunteste Reptilienart in Mitteleuropa, jedoch gilt dies nur während der Paarungszeit im Frühling und Frühsommer. Die beiden in Mitteleuropa heimischen Arten der Smaragdeidechse, Lacerta bilineata (die "Westliche" Smaragdeidechse) und Lacerta viridis (die "Östliche" Smaragdeidechse), zeigen sich nur von ca. Mai bis Juni in ihrer ganzen Farbenpracht. Für den Rest des Jahres sind die Tiere weit weniger intensiv gefärbt und viel schwerer zu entdecken, da sie mit ihrer grünen Grundfarbe im Gras und Gebüsch perfekt getarnt sind. Der erstaunliche Farbwechsel zum "Hochzeitskleid" vollzieht sich von ca. April bis Juni, mit der ersten Häutung nach der Winterruhe. Besonders ausgeprägt ist der Unterschied zur "normalen" Färbung bei den Männchen, deren Gesicht und Kehle während der Paarungszeit oftmals leuchtend blau oder türkis erscheinen. Die Weibchen ändern ihre Farbe ebenfalls, wenn auch etwas weniger deutlich. Bei den Färbungen und Farbwechseln von Smaragdeidechsen gibt es allerdings grosse Unterschiede, sowohl regional als auch innerhalb derselben Population. Insbesondere bei den Weibchen ist es schwierig, in freier Wildbahn zu bestimmen, welche Muster und Färbungen allenfalls eher auf individuelle oder regionale Variationen zurückzuführen sind, unabhängig der Jahreszeit. Es sei denn, man kann dasselbe Individuum während verschiedener Perioden des Jahres beobachten, und genau das ist mir gelungen. Letzten Herbst habe ich ein Männchen und ein Weibchen fotografiert, die ich im Juni dieses Jahres erneut in ihrem Territorium aufspüren konnte (Smaragdeiechsen sind ausgesprochen ortstreu; zudem hat jedes Tier ein individuelles Schuppenmuster im Gesicht, welches eine eindeutige Identifikation ermöglicht). Hier nun der Vergleich zwischen September 2023 und Juni 2024; einmal unscheinbar im perfekten Tarnkleid - einmal farbenprächtiges Juwel:
- Die Gelbgrüne Zornnatter und ihre Beute
Bei der Schlange auf dem Foto oben handelt es sich um eine Gelbgrüne Zornnatter (Hierophis Viridiflavus). Das Reptil gehört zu den grössten Schlangen der Schweiz und sogar Mitteleuropas und kann in seltenen Fällen bis fast 2 Meter lang werden. Die Art ist normalerweise äusserst scheu; meiner Erfahrung nach flieht sie mit enormer Geschwindigkeit, sobald sie spürt oder sieht, dass sich ein Mensch nähert. Da sie aber eine eher weite Fluchtdistanz hat, fühlt sich die Zornnatter unter Umständen schon in die Ecke getrieben und geht anstelle von Flucht zum Drohen - und auch Angriff - über, wenn die meisten anderen Schlangenarten eine direkte Konfrontation immer noch vermeiden würden. Ihren Namen "Zornnatter" hat die Schlange denn auch ihrem Temperament zu verdanken: wenn sie keinen Ausweg mehr sieht, zischt sie laut und richtet sich auch mal auf wie eine Kobra, und wenn das nicht hilft, beißt sie zu, wobei sie sich manchmal regelrecht "verbeisst" und nicht mehr loslässt (aber nur um das klarzustellen: Zornnattern sind ungiftig und völlig harmlos - sie ziehen einfach einen sehr guten "Bluff" ab ;-) Die Schlange auf dem Foto hatte mich definitiv gesehen (wahrscheinlich lange bevor ich sie sah), und wer denkt, dass sie in der Tat etwas zornig aussieht, liegt wahrscheinlich nicht ganz falsch: sie hat sich sicher nicht gefreut, mich zu sehen. Und trotzdem ist das Tier nicht geflohen. Es war Anfang September und ich war gerade dabei, das ausgedehnte Heckenkirschengebüsch direkt vor meinem Garten im Tessin mit dem Fotoapparat nach Smaragdeidechsen abzusuchen (die lokale Eidechsen-Population liebt diesen Strauch, und es findet sich fast immer eine Smaragdeidechse der Art Lacerta bilineata darin), als ich plötzlich feststellte, dass ein krummer Ast, der sich über einen Teil des Strauchs erstreckte, Schuppen hatte. Da die Schlange noch nicht geflüchtet war, glaubte ich, sie hätte mich nicht bemerkt und nahm fälschlicherweise an, ihr Kopf sei am von mir aus gesehen weiter entfernten Ende des Körpers (beide Körperenden der Schlange waren im Laub verborgen, wie man auf dem Foto sehen kann). Als ich dort aber keinen Kopf entdecken konnte, wurde mir klar, dass er wohl doch am mir näheren "Schlangenende" sein musste und dass das Tier mich daher unmöglich nicht bemerkt haben konnte, denn dieses nähere Ende war nur etwa 1.5 Meter von mir entfernt und genau auf mich gerichtet. Da ich den Schlangenkopf aus meiner Perspektive aber nicht sehen konnte, ging ich etwas in die Knie, um unter die Blätter zu schauen. Nun sah ich mich direkt einem Augenpaar gegenüber, das mich mit dem intensiven Blick fixierte, den man auf dem Foto sieht. Wieso das Reptil jedoch nicht floh, war mir ein Rätsel: ich hatte während über 30 Jahren und vieler Begegnungen mit Zornnattern nie erlebt, dass ein Tier sich so verhielt. Aber natürlich war ich dankbar, denn es ist nicht leicht, eine Nahaufnahme von einer Schlange zu machen, die normalerweise so scheu ist. Und dann sah ich den Grund für das auffällige Verhalten: Nur 80 Zentimeter von der Schlange entfernt sonnte sich eine grosse männliche Smaragdeidechse. Jetzt wurde mir alles klar: Ich hatte die Natter offensichtlich genau in dem Moment gestört, als sie sich auf ein saftiges Echsenmahl vorbereitete. So sehr meine Anwesenheit für die Schlange Stress bedeutete, sie war schlicht nicht bereit, eine so gute Gelegenheit auf ein Festessen in den Wind zu schlagen und hoffte wohl, ich würde einfach weitergehen. Die Smaragdeidechse döste währenddessen friedilich mit halbgeschlossenen Augen auf ihrem Ast und hatte weder mich noch die Jägerin bemerkt, auf deren Mittagsmenu sie stand. Nun befand ich mich in einem Dilemma. Mein Problem: Smaragdeidechsen sind meine erklärten Lieblingstiere, und obwohl ich auch ein grosser Schlangenfreund bin, ist mir die kleine lokale Smaragdeidechsenpopulation - die unentwegt von den vielen Katzen im Dorf belagert und leider auch dezimiert wird und immer kurz vor dem Verschwinden steht - besonders ans Herz gewachsen. Ich beobachte die Tiere seit vielen Jahren, und der Verlust eines jeden geht mir wirklich nahe. Aber anders als bei der Bedrohung durch die Katzen (was ein menschliches Problem ist, an dem die Katzen - die ich als Haustiere sehr gerne mag - keine Schuld tragen), war diese Schlange ja ein natürlicher Feind, der nur Hunger hatte; ich wusste also, dass es mir nicht zustand, in die Natur einzugreifen. Nun ist es jedoch eine Sache, zu wissen, was richtig ist - und eine ganz andere, das Richtige auch tatsächlich zu tun. Zu meiner Schande entschied ich mich nämlich, genau das zu machen, was ich als leidenschaftlicher Naturbeobachter sonst immer aufs Heftigste verurteile: ich beschloss, die Smaragdeidechse zu retten. Ich bin wahrlich nicht stolz auf mein Verhalten und es gibt hier nichts schönzureden, aber vielleicht bringt euch eine Schilderung meiner nachfolgenden, unsagbar dümmlichen Herangehensweise wenigstens zum Schmunzeln. Die Zornnatter mit einem Zweig oder dergleichen wegzuscheuchen kam für mich nicht in Frage (ihr seht, wenigstens einen Funken ethischer Grundsätze war bei mir immerhin noch vorhanden, auch wenn es das nicht besser macht). Stattdessen kam ich auf die glorreiche Idee, die Aufmerksamkeit der Smaragdeidechse zu erregen. Dies zu erreichen versuchte ich (und ich schwöre, das ist die reine Wahrheit), indem ich eine wellenartige Bewegung mit meinem Arm und meiner Hand machte. Schliesslich war dies die unmissverständliche Geste für "SCHLAAANGEE!!!", die die Mensch-Eidechse Kommunikationsbarriere problemlos überwinden würde - und das hätte sie auch (darauf bestehe ich!), aber dummerweise pennte Herr Smaragdeidechse und hatte nun die Augen sogar ganz geschlossen. Also flüsterte ich (und auch das ist leider wirklich wahr): "Heeey, da ist eine riesige Schlange direkt neben dir!" Natürlich flüsterte ich auf Italienisch; diese Smaragdeidechse war noch nie außerhalb unseres Dorfes gewesen, also war mir klar, dass sie kein Deutsch verstand ;-) . Keine Reaktion. Schliesslich, in einem letzten verzweifelten Versuch, schüttelte ich den Ast, auf dem sie saß, und nun öffnete sie etwas benommen ihre Augen. Das Zielobjekt meiner ungeschickten Rettungsversuche brauchte eine knappe Sekunde, um zu begreifen, dass da ein zweibeiniges, riesiges Monster an seinem Sonnenplätzchen rüttelte, aber dann brachte es sich mit einem Hechtsprung in die Sicherheit des Blätterdickichts - unmittelbar verfolgt von der Schlange! Zornnattern sind extrem flinke Jäger, und duch meine idiotische Aktion hatte ich meinen Schützling - der keine Ahnung hatte, dass überhaupt eine Schlange auf ihn lauerte - vermutlich erst recht ins Verderben gestürzt. Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, wie das Drama im dichten Gebüsch ausging. Jägerin und Gejagte verschwanden gleichzeitig unter lautem Geraschel, dann war es still; ich hörte nicht das geringste Geräusch, das auf einen Kampf hingedeutet hätte (was nicht bedeuten muss, dass die Smaragdeidechse entkam). Als ich etwa eine Stunde später zu der Heckenkirsche zurückkam, entdeckte ich ein grosses Smaragdeidechsenännchen, von dem ich mir (fast) sicher bin, dass es dasjenige war, das ich zu retten versucht hatte. Es bewegte sich nicht, als ich mich ihm näherte, und war entweder vor Angst komplett gelähmt (bzw. vor Schock, nachdem es nur knapp dem Tod entronnen war), oder es verliess sich einfach auf seine Tarnung (was für die Art nicht untypisch ist), in der Hoffnung, ich würde es nicht sehen. Auf jeden Fall ermöglichte es mir die besten Nah- und sogar Makroaufnahmen, die ich je von einer Smaragdeidechse machen konnte (wer Interesse hat, findet die besten Fotos hier ). Natürlich rede ich mir bis heute ein, dass Herr Smaragdeidechse aus Dankbarkeit so für mich posiert hat ;-)
- Kannibalismus Bei Mauereidechsen
Kannibalismus ist bei Eidechsen allgemein nicht ungewöhnlich, kommt aber wahrscheinlich nicht sehr häufig vor. Bei den Mauereidechsen (Podarcis muralis) fressen die größeren Männchen meiner Erfahrung nach so ziemlich alles, was in ihr Maul passt, aber in den 40 Jahren, während denen ich im Tessin Eidechsen beobachte, habe ich nur ein einziges Mal gesehen, dass eine Mauereidechse ein Individuum der eigenen Art verschlungen hat. Das war im Mai 2022, und glücklicherweise konnte ich die Szene fotografieren und filmen . Es war ein gänzlich unerwarteter und ziemlich schockierender Anblick; ein grosses Männchen verschlang ein kleineres Weibchen komplett - bis nur noch die Schwanzspitze des Opfers aus seinem Maul hing, wie eine grotesk überdimensionierte Zunge. Zunächst glaubte ich, es handle sich um ein Paarungsritual; das Männchen packte das kleine Weibchen am Kopf und schleifte es eine Weile mit sich herum. Es sah so aus, als hätte Herr Mauereidechse Frau Mauereidechse aus Versehen am falschen Ende erwischt, denn bei der Paarung beissen die männlichen Mauereidechsen die Weibchen ebenfalls, aber eben nicht in den Kopf, sondern normalerweise in die Seite nahe der Schwanzwurzel, um ihre Partnerin festzuhalten. Doch plötzlich biss das Männchen so stark zu, dass das Weibchen zu bluten begann und sich zusammenkrümmte, und ich konnte gerade noch rechtzeitig den Photoapparat holen und filmen, wie es begann, die kleinere Artgenossin Kopf voran herunterzuschlucken. Das Weibchen sieht auf den Fotos kleiner aus, als es war, da es in seinem Todeskampf schon zusammengekrümmt und verdreht ist. Zudem handelt es sich bei dem Männchen um ein aussergewähnlich grosses Exemplar, was vielleicht mit ein Grund dafür ist, dass es kleinere Artgenossen gelegentlich als Nahrung betrachtet. Ich halte es aber auch für möglich, dass es sich hier tatsächlich um ein Paarungsritual handelte, dass schiefgelaufen ist; diese Eidechsen haben nicht gerade das grösste Gehirn, und wenn sie mal ein kleineres Tier im Maul festhalten, kann der Impuls, es herzunterzuschlucken vielleicht manchmal plötzlich stärker sein, als der, sich fortzupflanzen ;-)
- Schwalbenschwanz (Papilio Machaon) erfolgreich in meinen Garten im Tessin in der Schweiz gelockt
Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) ist ein Schmetterling in der Familie der Ritterfalter (Papilionidae); mit bis zu 8 cm Flügelspannweite gehört er zu den grössten und schönsten Tagfaltern Mitteleuropas. In unseren Breitengraden (Schweiz, Deutschland, Österreich) lockt man ihn am besten mit Doldengewächsen (Apiaceae) wie dem Fenchel und der Karotte in den Garten; die Raupen fressen aber auch Pflanzen, die ähnliche chemische Inhatsstoffe besitzen, wie z.B. die Weinraute (Ruta graveolens). Die ausgewachsenen Falter mögen besonders gern die Blüten des Roklees, bzw. Wiesenklees (Trifolium pratense), deren Nektar sie trinken. Der Schwalbenschwanz auf dem Foto oben ist gerade aus der Puppe geschlüpft und streckt noch seine Flügel. Ich hab ihn in meinem Garten im Tessin in der Schweiz fotografiert, aber hinter dem Foto steckt eine lange Geschichte, die ich hier kurz erzählen will ;-) Der wunderbar ungezähmte Naturgarten rund um mein Ferienhaus im Tessin, aus dem alle Fotos auf meiner Webseite stammen (OK, FAST alle: einige wenige hab ich ein paar Meter ausserhalb gemacht, aber mit Blick auf den Garten 😉), war schon seit einigen Jahren zum Streitobjekt zwischen mir und meiner Mutter geworden. Der Grund für diesen Konflikt war der obere Teil des Gartens, welcher von meiner lieben Mutter ursprünglich als Gemüsebeet konzipiert worden war. Nachdem ich ihn jedoch "geerbt" hatte, war Mama's geliebtes Gemüse- und Kräutergärtchen zu einer (meiner Meinung nach) wunderbaren Oase des reinen botanischen Chaos gewuchert, deren Biodiversität jeden Regenwald vor Neid hätte gelb werden lassen. Mama passte das gar nicht. Obschon sie grundsätzlich Freude an einer gewissen Wildheit der Natur im eigenen Garten bekundet und ein Herz für so ziemlich alle Viecher - mit Ausnahme der braunen Nacktschnecken - hat, gibt es bei ihr (ganz im Gegensatz zu mir) eine rote Linie. Diese rote Linie war der Gemüsegarten. Und Frau Mama tat ihre Missbilliung über meine ungenügende Gartenarbeit kund, und zwar deutlich; sie liess keine Gelegenheit aus, das SCHRÖCKLICHE Unkraut zu erwähnen, dass Herr Sohnemann endlich jäten müsste (Ich: "Was denn für Unkraut? Ich gestalte hier ein funktionierendes Ökosystem, Mama!"), bis meine hartnäckige Weigerung sie schliesslich an ihre Grenze brachte. Mama hatte genug. Nun handelt es sich bei der Matriarchin unserer Familie um eine äusserst schlaue Dame von 80 Jahren, deren strategisches Genie und erbarmungslose Beharrlichkeit in der Durchsetzung ihres Willens so manchen James-Bond Bösewicht alt aussehen lassen. Das Haus und der Garten mögen wohl auf einem Blatt Papier mir gehören, aber die Kontrolle darüber würde Mama nie hergeben; ich hätte bessere Chancen gehabt, das Wetter zu beinflussen, als das Schicksal "meines" Gartens - dies hätte mir natürlich klar sein müssen. Mit der kühlen Präzision einer soziopathischen Chirurgin (Mama war bis zur Pensionierung schliesslich als Ärztin tätig), machte sie sich daran, ihren diabolischen Plan auszuführen. Eines Tages, als ich für ein paar Wochen arbeitshalber nicht ins Tessin konnte, ließ Mama mir eine E-Mail folgenden Inhalts zukommen: Sie hätte beschlossen, meinen garstigen Unkrautdschungel in eine Blumenwiese zu verwandeln. Ich könnte nichts dagegen tun, denn sie habe bereits eine örtliche Gartenbaufirma damit beauftragt, den oberen Teil des Gartens einzuebnen. Einmal planiert, würde der Gärtner dann - und dies beschrieb sie mit offensichtlichem Genuss - die wunderbarsten und schönsten Wildblumen pflanzen und somit meinen hässlichen Unkrautdschungel in ein blühendes Paradies verwandeln. Man kann sich vorstellen, dass ich über diese Nachricht ganz und gar nicht erfreut war, aber ich konnte nichts tun; Mama hatte mich mit ihrem Schachzug matt gesetzt, weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als das traurige Schicksal meiner wunderbaren Oase der Artenvielfalt zu akzeptieren. Nach dieser E-Mail schien meine Mutter den Kontakt zu mir etwas zu meiden, und wenn wir uns mal kurz sahen, erwähnte sie den Garten mit keinem Wort. Das kam mir nicht auffällig vor, denn ich nahm an, dass sie sich - zu Recht - wenigstens ein kleines bisschen schuldig fühlte. Ein paar Wochen später fuhr ich endlich wieder ins Tessin und war gespannt auf Mamas Blumenwiese: das "blühende Paradies", das sie in ihrer Nachricht ja geradezu besungen hatte. Und ich muss zugeben, als ich beim Haus ankam, fiel mir tatsächlich die Kinnlade herunter. Allerdings vor Schreck - nicht vor ehrfürchtigem Staunen ob einer blumigen, blühenden Farbenpracht: denn da waren weder blühende Blumen noch prächtige Farben. Mir offenbarte sich ein Bild des rasigen Grauenns: statt einer Blumenwiese war da ein geometrisch präzise ausgelegter, hässlicher Stoppelrasen, der sich aufgrund des fehlenden Regens in den letzten Wochen bereits bräunlich-gelb verfärbt hatte und somit eher an die Farben einer schlecht gereinigten Kloschüssel erinnerte, denn an die Farbenpracht eines "blühenden Paradieses". Von Artenvielfalt ganz zu schweigen - nicht mal Ameisen hatten Lust auf diese vertrockneten Stoppeln. Nun muss man wissen, dass das Italienisch meiner Mutter nicht besonders gut ist (böse Zungen würden vielleicht eher behaupten, es sei sogar so schlecht, dass bezweifelt werden muss, ob sie es überhaupt spricht), und wie sich herausstellte, gab es ein "kleines" Missverständnis. So hat der örtliche Tessiner Gärtner, nachdem er meine Oase des botanischen Chaos und der Artenvielfalt eingeebnet hatte, keine prächtigen Wildblumen gepflanzt, sondern stattdessen einen Rollrasen verlegt. Einen Rollrasen von der Art, wie er für sterile Fußballfelder verwendet wird. OK (werden Sie, liebe Leser, an dieser Stelle sagen): "Sad Story, Bro - aber was hat das mit dem Schwalbenschwanz auf dem Foto zu tun?" Die Antwort lautet: alles. Im vergangenen Herbst und den ganzen Frühling hindurch hab ich gesäht und gepflanzt und geschaufelt und gegraben wie ein Besessener; ich hab sogar meine Freunde angestiftet, mir bei meinen (halblegalen) Verpflanzungsaktionen zu helfen. Unter anderem hab ich mir Feldskabiosen, Rotklee, Wiesenmargheriten, Natternkopf, Salbei, Thymian und Lavendel in den Garten geholt, zudem Fenchel und Wilde Möhren als Futterpflanzen für die Raupen von eben genau diesem wunderschönen Schwalbenschwanz auf dem Bild oben. Dies war mein verzweifelter Versuch, die Verwüstung rückgängig zu machen, die der Zorn meiner Mutter über die Erde gebracht hatte (nun ja, mindestens über die Erde meines verwilderten Gemüsegartens ;-) und diese pissgelbe (bzw. kackbraune) Rasenwüste wieder in eine Oase der Artenvielfalt und des bunten botanischen Chaos zu verwandeln. Und es hat tatsächlich geklappt! Seit diese Pflanzen zu blühen begonnen haben, ist mein Garten wieder zum Magnet für alle Arten von Schmetterlingen und Insekten geworden, sogar für seltene Spezies - und natürlich für meinen liebsten Gast und Besucher: den Schwalbenschwanz. Diese prächtigen Schmetterlinge sind nun Dauergäste in meinem Garten; zudem haben sie meine Einladung dankbar angenommen und das Fenchel-/Möhrenbeet ist nun eine Kinderstube für niedliche Schwalbenschwanz-Raupen. Und wer nun denkt, hier sei ein neuer Konflikt mit Frau Mama vorprogrammiert - weit gefehlt. Ganz im Gegenteil, denn einmal mehr hat die schlaue Matriarchin ihren Kopf durchgesetzt (so wie das alle Mütter dieser Welt seit Anbeginn der Zeit tun und immer tun werden - macht euch nichts vor, liebe Kinder ;-) Mein Unkraut ist weg, es gibt jetzt tatsächlich eine blühende Blumenwiese - und es hat sogar wieder Gemüse im Garten (obwohl der Fenchel im Moment noch strikt für die Schwalbenschwanzraupen ist 😊). Ich hab den schleichenden Verdacht, dass meine Mutter vielleicht besser Italienisch kann, als sie sich anmerken lässt...
- Smaragdeidechsen im Maggiatal
Das Maggiatal im Kanton Tessin (Schweiz) ist unter Natur- und Reptilienfans bekannt für seine beträchtliche Population an Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata), selbst hatte ich diese allerdings bisher noch nie beobachten können. Im September 2023 hatte ich dann endlich mal die Gelegenheit, eine kurze Wanderung in diesem Naturparadies zu machen, und trotz nicht idealer Wetterbedingungen (der Himmel war mehrheitlich bewölkt), konnte ich die wunderschönen Smaragdeidechsen des "Vallemaggia" aus nächster Nähe beobachten und fotografieren. Eine ebenfalls naturbegeisterte Freundin hatte mich zu dieser Wanderung eingeladen, und der von ihr vorgeschlagene Pfad führte uns zwischen vielen Ruinen und mehrheitlich verlassenen "Rustici" - so nennen die Einheimischen die uralten Steinhäuser, welche typisch für das Tessin sind - hindurch. Und es sind insbesondere die Trockenmauern dieser zerfallenden Bauten, welche hervorragende Bedingungen für Eidechsen bieten. Die alten Mauern und Steinhaufen bieten den Tieren ideale Versteckmöglichkeiten und Plätzchen, um sich an der Sonne aufzuwärmen, und da auch viele Pflanzen und Flechten zwischen den Steinen wachsen, sind die Smaragdeidechsen hier trotz ihrer intensiv grünen Farbe gut getarnt. Ich musste nicht lange warten, bis ich zwischen den Steinen die erste Lacerta bilineata zu Gesicht bekam - ein subadultes Weibchen - ich muss aber gestehen, dass meine äusserst ortskundinge Begleiterin mit jedem Steinhaufen so vertraut war, dass sie genau vorhersagen konnte, wo wir fündig werden würden, und wo nicht. Selten habe ich so viele Smaragdeidechsen gesehen, wie während dieser kurzen Wanderung im Maggiatal! Trotz des bedeckten Himmels war die Luft noch sommerlich warm, und auf fast jedem Steinhaufen beidseits des Weges fanden sich diese imposanten - die grössten Tiere erreichen Längen von mehr als 40 cm - und aussergewöhnlich schönen Reptilien, die hier erstaunlicherweise kaum Scheu vor Menschen zeigten. Obwohl Smaragdeidechsen im Herbst nicht mehr ganz so auffällig sind, wie während der Paarungszeit im Frühling (von etwa April bis Juni sind Gesicht und Kehle bei den meisten Männchen leuchtend blau gefärbt), war ich beeindruckt von den prächtigen Farben der lokalen Population. Die Tiere fanden sich nicht nur auf den warmen Steinen der Trockenmauern und Rustici entlang des Wegs, auch auf Holzbalken und auf dem trockenen Moos - wo sie besonders gut getarnt waren - konnten wir sie mit etwas Glück entdecken. Je nachdem, was das Habitat gerade bot, passten sie sich an und suchten sich die Stellen, die sich am raschesten erwärmten. Ganz besonders habe ich mich über ein Smaragdeidechsenweibchen gefreut, das in den Blüten eines verwilderten Trompetenstrauchs, der sich über das Dach eines Rustico rankte, nach Nahrung suchte. Auf dem ersten Bild sieht man mich (von meiner Begleiterin mit dem Smartphone aufgenommen), wie ich diese "Blumenechse" zu fotografieren versuche. Und auch nach dieser besonderen Foto-Session wurden wir von vielen weiteren Vertretern dieser aussergewöhnlichen Eidechsenspezies begrüsst, und zwischendurch auch immer mal wieder von den deutlich kleineren Mauereidechsen (Podarcis muralis). Für mich als Naturfreund und Eidechsenfan war diese Wanderung im Maggiatal ein geradezu magisches Erlebnis. Auffällig war die Dichte der Population der Smaragdeidechsen sowie die oftmals fehlende Scheu der Tiere bei Annäherung. Ich erkläre mir beides mit der Abgeschiedenheit des Habitats: es gibt dort weder Katzen (die mit Abstand grösste Bedrohung für Eidechsen in der Schweiz nebst intensiver Landwirtschaft und Habitatsverlust) noch Autos oder Mähmaschinen. In diesem nahezu intakten Ökosystem haben die Eidechsen weniger Grund, schreckhaft zu sein, da ihnen dort sowohl allgemein wie auch insbesondere von Menschen weniger Gefahren drohen. Auffällig war auch, dass wir nur ein Individuum ohne Schwanz sahen; im krassen Gegensatz dazu sehe ich rund um mein Dorf im Malcantone - in dem es sehr viele Katzen gibt - fast keine unversehrten Tiere. Fressfeinde wie Schlangen, Raubvögel, Marder, Wiesel und Fuchs, welche im Maggiatal sicherlich reichlich vorhanden sind, scheinen die Stabilität der dortigen Population nicht zu gefährden, und an die vielen Wanderer haben sich die Tiere offenbar gewöhnt. Ich halte es sogar für möglich, dass sich Smaragdeidechsenpopulationen entlang der stark frequentierten Wanderwege besonders gut entwickeln können, da die ständige Anwesenheit des Menschen die meisten Fressfeinde der Echsen wohl auf Distanz hält. Wie dem auch sei, das Maggiatal hat sich für mich als wahres Smaragdeidechsenparadies entpuppt, und ich kann es kaum erwarten, im Frühling für eine weitere "Expedition" zurückzukehren :-)
- Was Fressen Eidechsen?
Eidechsen sind nicht besonders wählerisch und fressen so ziemlich alles Getier, was in ihr Maul passt: Käfer, Fliegen, Raupen, Würmer und dergleichen stehen allesamt auf ihrem Speiseplan. Sie fressen auch sehr gerne Schnecken, daher sollten sich nicht nur Reptilienfreunde darüber freuen, wenn diese faszinierenden Nützlinge im eigenen Garten leben. Aber obwohl sich Eidechsen hauptsächlich von tierischer Kost ernähren, verschmähen sie auch eine süsse, saftige Beere - oder Kirsche, wie auf dem Foto zu sehen - nicht, wenn sie mal darauf stossen. In der Regel suchen unsere in Mitteleuropa heimischen Eidechsen (Mauereidechse, Zauneidechse, Waldeidechse und Smaragdeidechse) den Boden nach Essbarem ab, wobei sie ständing züngeln, da sie mit ihrer Zunge riechen. Wenn es sein muss, sind Eidechsen aber durchaus flinke Jäger, da sie hervorragend klettern und auch springen können. Ich habe sogar schon beobachten können, wie eine junge Smaragdeidechse ein Insekt mit einem Sprung direkt aus der Luft schnappte. Aufwändiges Jagen, welches viel Energie verbraucht, ist jedoch selten nötig, da die meisten Beutetiere von Eidechsen nicht besonders schnell unterwegs sind. Eidechsen trinken auch gerne, und gerade wenn es heiss ist, hilft man ihnen, wenn man ihnen ein flaches Schälchen mit Wasser in den Garten stellt (möglichst im Schatten und unter Pflanzen verborgen, damit sie beim Trinken nicht von Katzen entdeckt werden). Ansonsten nehmen Eidechsen Flüssigkeit über ihre Nahrung auf. Letztlich hängt das Fressverhalten aber auch von der Grösse der Eidechse ab: je grösser die Eidechse, desto grösser auch mögliche Beutetiere. Und ja, auch die eigenen Artgenossen werden - wenn auch selten - verschlungen.