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AutorenbildLacerta Bilineata

Smaragdeidechsen im Maggiatal


Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), Männchen beim Sonnenbad, Maggiatal, Tessin, Schweiz (09-2023)
Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), Männchen beim Sonnenbad, Maggiatal, Tessin, Schweiz (09-2023)

Das Maggiatal im Kanton Tessin (Schweiz) ist unter Natur- und Reptilienfans bekannt für seine beträchtliche Population an Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata), selbst hatte ich diese allerdings bisher noch nie beobachten können.


Im September 2023 hatte ich dann endlich mal die Gelegenheit, eine kurze Wanderung in diesem Naturparadies zu machen, und trotz nicht idealer Wetterbedingungen (der Himmel war mehrheitlich bewölkt), konnte ich die wunderschönen Smaragdeidechsen des "Vallemaggia" aus nächster Nähe beobachten und fotografieren.


Eine ebenfalls naturbegeisterte Freundin hatte mich zu dieser Wanderung eingeladen, und der von ihr vorgeschlagene Pfad führte uns zwischen vielen Ruinen und mehrheitlich verlassenen "Rustici" - so nennen die Einheimischen die uralten Steinhäuser, welche typisch für das Tessin sind - hindurch. Und es sind insbesondere die Trockenmauern dieser zerfallenden Bauten, welche hervorragende Bedingungen für Eidechsen bieten.


Perfekte Bedingungen für Smaragdeidechsen - Rustici im Maggiatal, Tessin (Schweiz)
Perfekte Bedingungen für Smaragdeidechsen: Rustici im Maggiatal, Tessin (Schweiz)

Die alten Mauern und Steinhaufen bieten den Tieren ideale Versteckmöglichkeiten und Plätzchen, um sich an der Sonne aufzuwärmen, und da auch viele Pflanzen und Flechten zwischen den Steinen wachsen, sind die Smaragdeidechsen hier trotz ihrer intensiv grünen Farbe gut getarnt.


Der ideale Lebensraum für Smaragdeidechsen: Steinhaufen und Ruinen im Maggiatal im Tessin (Schweiz)
Der ideale Lebensraum für Smaragdeidechsen: Steinhaufen und Ruinen im Maggiatal im Tessin (Schweiz)

Ich musste nicht lange warten, bis ich zwischen den Steinen die erste Lacerta bilineata zu Gesicht bekam - ein subadultes Weibchen - ich muss aber gestehen, dass meine äusserst ortskundinge Begleiterin mit jedem Steinhaufen so vertraut war, dass sie genau vorhersagen konnte, wo wir fündig werden würden, und wo nicht.


Smaragdeidechse im Maggiatal (Tessin, Schweiz), subadultes Weibchen im September 2023
Smaragdeidechse im Maggiatal (Tessin, Schweiz), subadultes Weibchen im September 2023
Smaragdeidechse im Maggiatal (Tessin, Schweiz), subadultes Weibchen beim Aufwärmen auf einem Stein, September 2023
Smaragdeidechse im Maggiatal (Tessin, Schweiz), subadultes Weibchen beim Aufwärmen auf einem Stein, September 2023
Smaragdeidechse im Maggiatal (Tessin, Schweiz), subadultes Weibchen beim Aufwärmen, September 2023
Smaragdeidechse im Maggiatal (Tessin, Schweiz), subadultes Weibchen beim Aufwärmen, September 2023

Selten habe ich so viele Smaragdeidechsen gesehen, wie während dieser kurzen Wanderung im Maggiatal! Trotz des bedeckten Himmels war die Luft noch sommerlich warm, und auf fast jedem Steinhaufen beidseits des Weges fanden sich diese imposanten - die grössten Tiere erreichen Längen von mehr als 40 cm - und aussergewöhnlich schönen Reptilien, die hier erstaunlicherweise kaum Scheu vor Menschen zeigten.



Obwohl Smaragdeidechsen im Herbst nicht mehr ganz so auffällig sind, wie während der Paarungszeit im Frühling (von etwa April bis Juni sind Gesicht und Kehle bei den meisten Männchen leuchtend blau gefärbt), war ich beeindruckt von den prächtigen Farben der lokalen Population.


Die Tiere fanden sich nicht nur auf den warmen Steinen der Trockenmauern und Rustici entlang des Wegs, auch auf Holzbalken und auf dem trockenen Moos - wo sie besonders gut getarnt waren - konnten wir sie mit etwas Glück entdecken. Je nachdem, was das Habitat gerade bot, passten sie sich an und suchten sich die Stellen, die sich am raschesten erwärmten.



Ganz besonders habe ich mich über ein Smaragdeidechsenweibchen gefreut, das in den Blüten eines verwilderten Trompetenstrauchs, der sich über das Dach eines Rustico rankte, nach Nahrung suchte. Auf dem ersten Bild sieht man mich (von meiner Begleiterin mit dem Smartphone aufgenommen), wie ich diese "Blumenechse" zu fotografieren versuche.



Und auch nach dieser besonderen Foto-Session wurden wir von vielen weiteren Vertretern dieser aussergewöhnlichen Eidechsenspezies begrüsst, und zwischendurch auch immer mal wieder von den deutlich kleineren Mauereidechsen (Podarcis muralis).



Für mich als Naturfreund und Eidechsenfan war diese Wanderung im Maggiatal ein geradezu magisches Erlebnis. Auffällig war die Dichte der Population der Smaragdeidechsen sowie die oftmals fehlende Scheu der Tiere bei Annäherung.


Ich erkläre mir beides mit der Abgeschiedenheit des Habitats: es gibt dort weder Katzen (die mit Abstand grösste Bedrohung für Eidechsen in der Schweiz nebst intensiver Landwirtschaft und Habitatsverlust) noch Autos oder Mähmaschinen.


In diesem nahezu intakten Ökosystem haben die Eidechsen weniger Grund, schreckhaft zu sein, da ihnen dort sowohl allgemein wie auch insbesondere von Menschen weniger Gefahren drohen. Auffällig war auch, dass wir nur ein Individuum ohne Schwanz sahen; im krassen Gegensatz dazu sehe ich rund um mein Dorf im Malcantone - in dem es sehr viele Katzen gibt - fast keine unversehrten Tiere.


Fressfeinde wie Schlangen, Raubvögel, Marder, Wiesel und Fuchs, welche im Maggiatal sicherlich reichlich vorhanden sind, scheinen die Stabilität der dortigen Population nicht zu gefährden, und an die vielen Wanderer haben sich die Tiere offenbar gewöhnt.


Ich halte es sogar für möglich, dass sich Smaragdeidechsenpopulationen entlang der stark frequentierten Wanderwege besonders gut entwickeln können, da die ständige Anwesenheit des Menschen die meisten Fressfeinde der Echsen wohl auf Distanz hält.


Wie dem auch sei, das Maggiatal hat sich für mich als wahres Smaragdeidechsenparadies entpuppt, und ich kann es kaum erwarten, im Frühling für eine weitere "Expedition" zurückzukehren :-)


Smaragdeidechsenmännchen beim Aufwärmen, Maggiatal, September 2023
Smaragdeidechsenmännchen beim Aufwärmen, Maggiatal, September 2023

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