Wer einen konventionellen Garten so umgestalten möchte, dass sich Reptilien wie Eidechsen und Schlangen - aber auch Insekten und viele andere Tiere - darin wohlfühlen, der muss eigentlich nicht viel tun. In der folgenden Fotostrecke zeige ich am Beispiel meines eigenen Gartens in 6 einfachen Schritten, wie man eine "Rasenwüste" in ein farbiges Naturparadies voller Leben verwandelt und Eidechsenhotels baut.
Vor wenigen Jahren sah mein Garten im Tessin noch so aus:
Ein solcher Rasen wie auf dem Foto oberhalb ist für die meisten Reptilien eine Katastrophe. Gerade Eidechsen können sich auf den Rasenstoppeln nur mühsam fortbewegen und werden auf der offenen Fläche zur einfachen Beute für Katzen und Raubvögel. Aber es gibt auch keine Blumen, die mit ihrem Nektar Insekten - die Nahrung für viele Tiere im Gaten - anlocken.
Mein 1. Schritt war es, den Rasen mitsamt den Wurzeln komplett zu entfernen. Um den Garten etwas reptilienfreundlicher zu gestalten, wäre dieser Schritt zwar nicht zwingend notwendig gewesen (man kann Holz- und Steinhaufen schliesslich auch direkt auf den Rasen legen), aber mein Ziel war ein Naturparadies voller Wildblumen und Kräuter, das auch für Insekten und eigentlich alle lokalen Wildtiere attraktiv sein würde.
Zudem hatte ich schon mal den Versuch unternommen, den Rasen nur partiell zu entfernen, was vorübergehend auch erfolgreich war: https://de.lacerta-bilineata.com/post/schwalbenschwanz-papilio-machaon-in-den-garten-locken-tessin-schweiz - aber im Jahr darauf schon hatte das Gras alles wieder überwuchert. Wer sich wundert, wie es überhaupt zu diesem grässlichen Rasen im Garten kam, dem sei ebenfalls der Link oberhalb empfohlen.
Das Entfernen des Rasens habe ich Ende Februar vorgenommen, da ich genügend Zeit haben wollte, um Wildblumen anzusäen, die noch im selben Jahr blühen würden.
Tip zum Vorgehen: mit dem Spaten einer Linie entlang in den Rasen stechen bis in die Tiefe der Rasenwurzeln (die Tiefe der Wurzeln lässt sich einfach überprüfen, indem man eine angestochenes Stück Rasen mal hochzieht - sie ist bei herkömlichen Rasensorten aber selten sehr tief). Die angestochene Fläche lässt sich dann oftmals wie ein Teppich mitsamt den Wurzeln "aufrollen", wodurch man sehr rasch vorwärtskommt.
Nachdem der Rasen entfernt war, habe ich die Erde dort, wo dies nötig war, oberflächlich etwas mit einer Harke aufgelockert, um dem Saatgut eine etwas einfachere Keimung zu ermöglichen - das war Schritt 2.
Anschliessend hab ich als 3. Schritt ein paar Wege angelegt, indem ich an den gewollten Stellen einfach die Erde flach getreten habe. Solche Wege sind hilfreich, wenn man - wie ich - gerne im Garten die Tiere beobachtet und fotografiert und sich dabei fortbewegen will, ohne die Pflanzen zu zertrampeln. Man könnte auch noch etwas Schotter auf diese Wege sträuen, ich hab jetzt vorerst mal darauf verzichtet (im Nachhinein hab ich mich aber etwas geärgert, dass ich die Wege so symmetrisch angelegt habe, weil dies überhaupt nicht nötig gewesen wäre).
Diese Wege sind aber auch wichtig, da dort mehr Sonnenlicht einfällt, was gewisse Pflanzen brauchen; durch die unterschiedlichen Lichtverhältnisse bilden sich im Garten mit der Zeit dann automatisch unterschiedliche Mikroklimata mit entsprechend variierender Flora und Fauna. Aber auch Schlangen und Eidechsen benutzen gerne solche Wege; sowohl um sich zu Sonnen wie auch zur einfacheren Fortbewegung.
Nach dem Festtreten der Wege, habe ich - und das war Schritt 4 - die Samen für die geplante Blumenwiese direkt auf die lockere Erde der verbleibenden Gartenpartien ausgesträut (Saatgut für einheimische Wildblumenmischungen sind mittlerweile in jeder grösseren Gärtnerei und sogar in vielen Supermärkten erhältlich).
Wildblumensamen brauchen keine weitere Hilfe zum Keimen, aber natürlich treiben sie schneller aus, wenn die Erde etwas feucht ist und die Temperaturen mild sind. Grundsätzlich ist vor allem Geduld angesagt.
Auf dem Bild oben ist es Anfang Mai; es sind also etwas mehr als zwei Monate seit der Aussaat vergangen, und man sieht, dass die Wildblumen gekeimt haben (die grösseren sichtbaren Pflanzen - es handelt sich unter anderem um Schwertlilien, Phlox, Rosmarin, Lavendel, Feldskabiosen und Margheriten - wachsen schon seit Jahren im Garten; die hatte ich nicht entfernt).
Schritt 5 bestand darin, dass ich jede Menge Steine in den Garten gebracht habe. Mit diesen habe ich eine natürliche Grenze zwischen der geplanten Wildblumenwiese und den schon vorhandenen Gartenblumen geschaffen. Die Steine und Steinhaufen sind allesamt so angelegt, dass es unter und zwischen ihnen viele Hohlräume gibt, in welchen sich Reptilien verstecken können.
Flache Steine eignen sich für solche "Eidechsenhotels" besonders gut, denn wenn man sie schräg gegeneinander stellt, entstehen darunter ideale Verstecke, die für Schlangen und Eidechsen wie kleine Tunnels funktionieren. Gerade Eidechsen sonnen sich aber auch sehr gern auf solchen Steinen. Zudem sorgen sie wie die Wege für offene Flächen im Garten, wo mehr Sonnenlicht einfallen kann.
Wieder sind etwa 3 Wochen vergangen; das Bild oben stammt von Ende Mai. Wie man sieht, wachsen die Pflanzen, während die Wege frei bleiben.
In der Zwischenzeit habe ich als 6. Schritt auch noch mehrere kleine Baumstrünke in den Garten gebracht. Holz hat gerade im Frühjahr und im Herbst gegenüber Stein den Vorteil, dass es sich rasch erwärmt, weswegen Reptilien es während der kühlen Jahreszeiten zum Sonnen bevorzugen.
Aber zusammen mit dem Steinhaufen bieten diese Holzstrünke den Reptilien in meinem Garten auch erhöhte Positionen, von wo aus sie ihre Umgebung beobachten können. Eidechsen sind sehr territorial, und solche "Aussichtsplätze" bilden oftmals wichtige Fixpunkte in ihrem Revier, welche sie gegen Rivalen verteidigen. Im nächsten Bild habe ich diese Stellen extra hervorgehoben:
Im Laufe des Jahres zogen mehrere Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) in den Garten ein, und ein Männchen nutzte ab August genau diese 4 Fixpunkte (siehe Bildstrecke unten). Es ist wichtig zu erwähnen, dass es in der Umgebung rund um meinen Garten schon immer Smaragdeidechsen gab, jedoch waren sie während der Zeit der "Rasenwüste" nicht mehr in meinen Garten anzutreffen.
Die Kombination von vielen Katzen in der Nachbarschaft und den fehlenden Versteckmöglichkeiten in meinem Garten war für die Tiere tödlich. Kaum hatte ich aber den Rasen komplett entfernt und Holz- und Steinhaufen für die Reptilien angelegt, ging es nicht lange, bis die Eidechsen - und auch Schlangen - den Garten wieder besiedelten.
Somit haben in meinem Fall die geschilderten 6 Schritte genügt, um aus meinem Garetn ein Habitat für diese faszinierenden und wunderschönen Tiere zu erschaffen. Voraussetzung dafür war aber, dass es in dem Gebiet rund um meinen Garten noch Reptilienpopulationen gab, was leider an vielen Orten nicht mehr gegeben ist.
Die Nummern der Standorte auf den nachfolgenden Bildern beziehen sich auf das Foto oben:
Auch den unteren Teil des Gartens habe ich mit Baumstrünken, Holzhaufen und Steinhaufen reptilienfreundlich gestaltet.
Wichtig zu erwähnen: Über den ganzen Garten verteilt sollten Versteckmöglichkeiten für Reptilien nicht zu weit auseinander liegen, damit sich die Tiere nie allzuweit ungeschützt über offene Flächen bewegen müssen.
Beim Anlegen der Sonnenplätzchen und Verstecke habe ich zudem darauf geachtet, wo in meinem Garten jeweils schon früh am Morgen und auch noch Abends die Sonne hinscheint.
Dieses Vorgehen hat sich bewährt; bald schon konnte ich Schlangen und Eidechsen mit den ersten - und den letzten - Sonnenstrahlen in meinem Garten beobachten.
Das ganze Jahr über konnte ich Schlangen und Smaragdeidechsen in meinem Naturgarten beobachten, aber auch viele weitere Tiere - besonders Insekten und Vögel - kamen auf Besuch. Insbesondere Hummeln, Bienen und Schmetterlinge freuten sich über die Vielzahl von unterschiedlichen Blütenpflanzen, denn die Wildblumen entwickelten sich fantastisch, wie die nachfolgende Fotogalerie zeigt:
Wer Freude an der Natur hat, dem kann ich nur empfehlen, es mir gleich zu tun, und seinen Garten in ein farbiges Paradies für Wildtiere zu verwandeln. So weit es mich betrifft, bin ich sehr zufrieden mit dem Resultat :-)
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